Der kalifornische Hersteller von Elektroautos hat für einmal ein Ziel erreicht und im dritten Quartal einen Gewinn ausgewiesen. Die Tesla-Aktionäre könnten vorerst aufatmen, wenn Elon Musk nicht schon wieder das nächste Abenteuer angekündigt hätte: Tesla will in das Ridesharing-Geschäft einsteigen.
Als Elon Musk im August anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das zweite Quartal die Aussage wagte, dass Tesla im dritten und vierten Quartal einen Gewinn und einen positiven freien Cashflow ausweisen würde, schlug ihm vor allem Skepsis entgegen. Das seit dem Jahr 2010 an der Börse kotierte Unternehmen hatte zu dem Zeitpunkt erst zwei Mal einen Quartalsgewinn ausgewiesen. Und die hohen Kosten für den Aufbau einer Fabrik, in der der Hersteller von hochpreisigen Nischenautos erstmals die herausfordernde Produktion hoher Stückzahlen bewerkstelligen wollte, würden wohl eher zu weiteren Verlusten und dem Einsatz weiterer Milliarden führen. Das jedenfalls war die Annahme vieler Beobachter.
Am Mittwoch nun hat Tesla-Chef Musk viele seiner Skeptiker eines Besseren belehren können: Der kalifornische Autobauer hat für das dritte Geschäftsquartal einen Gewinn von 312 Mio. $ ausgewiesen, nach einem Verlust von 718 Mio. $ im Vorquartal. Der freie Cashflow stellte sich auf 881 Mio. $, nachdem dieser im Vorquartal bei minus 740 Mio. $ gelegen hatte. Der Umsatz verdoppelte sich im Vergleich mit dem zweiten Quartal nahezu auf 6,8 Mrd. $
Ganz offensichtlich hat Tesla im dritten Quartal trotz dem schwierigen Prozess des Aufbaus einer Produktionslinie für das Model 3 die Kosten kontrollieren können. Auch steht hinter den Zahlen ein deutlicher Erfolg beim Aufbau der Massenproduktion: In der letzten Woche des Quartals wuchs die Produktionsmenge auf 5300 Stück an.
Zudem ist das Model 3 ein Markterfolg. Rund 50 000 Stück wurden in der Dreimonatsperiode verkauft. Laut Angaben von Tesla war das Model 3 das Auto in den USA, das den höchsten Umsatz generiert hat – und gemessen an verkauften Stückzahlen stand es an fünfter Stelle. Auch mache man in China gute Fortschritte. Die dort im Aufbau befindliche Produktionsstätte für das Model 3 werde bereits im nächsten Jahr Autos für den lokalen Markt produzieren. Im kommenden Jahr wird das Auto auch in Europa angeboten werden.
Was bedeuten die Quartalszahlen nun, und was bedeuten sie nicht? Zunächst einmal ist die angeschlagene Glaubwürdigkeit von Musk ein Stück weit wiederhergestellt. Sein Image hatte nicht nur unter den sich auftürmenden Verlusten gelitten, sondern auch unter seinen Twitter-Tiraden und dem unflätigen Benehmen gegenüber Analytikern. Seitdem steht er unter verschärfter Beobachtung der Börsenaufsicht. Diese hat ihm jüngst befohlen, den Verwaltungsratsvorsitz niederzulegen; den CEO-Posten hat Musk bisher noch für sich retten können, er bleibt auch weiter im Verwaltungsrat.
Die Debatte um eine mögliche bevorstehende Insolvenz oder einen Zwangsverkauf, weil Tesla die Mittel ausgehen, dürfte erst einmal ad acta gelegt werden können. Der Konzern hat nun immerhin rund 3 Mrd. $ in der Kasse, nach 2,2 Mrd. $ per Ende des zweiten Quartals. Und Musk betonte am Mittwoch abermals, dass er auch für das vierte Quartal einen Gewinn und einen positiven freien Cashflow erwarte.
Der langfristige Erfolg von Tesla ist allerdings trotz der guten Entwicklung im dritten Quartal nicht gesichert. Während es nun so aussieht, dass produktionstechnisch der Übergang vom Nischen- zum Massenmarktanbieter bewerkstelligt werden könnte, ist noch lange nicht sicher, ob die Nachfrage auch nachhaltig ist. Wird Tesla ausreichend jene Versionen des Model 3 verkaufen können, deren Preise hohe Margen versprechen? Und wie entwickelt sich die Konkurrenzlage? Fast alle Autohersteller drängen in das Segment der elektrisch angetriebenen Autos, darunter auch Konzerne, die im oberen Preissegment oder Luxussegment wie Tesla tätig sind.
Vor diesem Hintergrund zeichnete Musk am Mittwoch denn auch gleich eine weitere Vision für den Autohersteller: Tesla werde schon bald in das Geschäft des Ridesharing einsteigen und damit direkt mit den Anbietern Uber und Lyft konkurrieren. Der Konzern werde den Besitzern von autonom fahrenden Tesla-Modellen die Möglichkeit geben, die Autos im Rahmen der Ridesharing-Plattform von Tesla fahren zu lassen; sollte die Nachfrage nach Fahrdienstleistungen das Angebot an Autos übersteigen, werde Tesla eigene Wagen einsetzen.
Die Tesla-Aktien legten im nachbörslichen Handel in New York um 9% zu.
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