Tesla schreibt schwarze Zahlen – fast wie ein ganz normaler Autobauer

Der kalifornische Hersteller von Elektroautos hat für einmal ein Ziel erreicht und im dritten Quartal einen Gewinn ausgewiesen. Die Tesla-Aktionäre könnten vorerst aufatmen, wenn Elon Musk nicht schon wieder das nächste Abenteuer angekündigt hätte: Tesla will in das Ridesharing-Geschäft einsteigen.

Christiane Hanna Henkel, New York
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Tesla-Chef und SpaceX-Gründer Elon Musk am 17. September 2018 bei der Ankündigung, dass der japanische Milliardär Yusaku Maezawa in fünf Jahren in einer neuen Monsterrakete als erster Weltraumtourist zu einer Mondumkreisung starten werde. (Bild: Chris Carlson / AP)

Tesla-Chef und SpaceX-Gründer Elon Musk am 17. September 2018 bei der Ankündigung, dass der japanische Milliardär Yusaku Maezawa in fünf Jahren in einer neuen Monsterrakete als erster Weltraumtourist zu einer Mondumkreisung starten werde. (Bild: Chris Carlson / AP)

Als Elon Musk im August anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das zweite Quartal die Aussage wagte, dass Tesla im dritten und vierten Quartal einen Gewinn und einen positiven freien Cashflow ausweisen würde, schlug ihm vor allem Skepsis entgegen. Das seit dem Jahr 2010 an der Börse kotierte Unternehmen hatte zu dem Zeitpunkt erst zwei Mal einen Quartalsgewinn ausgewiesen. Und die hohen Kosten für den Aufbau einer Fabrik, in der der Hersteller von hochpreisigen Nischenautos erstmals die herausfordernde Produktion hoher Stückzahlen bewerkstelligen wollte, würden wohl eher zu weiteren Verlusten und dem Einsatz weiterer Milliarden führen. Das jedenfalls war die Annahme vieler Beobachter.

Der Umsatz hat sich verdoppelt

Am Mittwoch nun hat Tesla-Chef Musk viele seiner Skeptiker eines Besseren belehren können: Der kalifornische Autobauer hat für das dritte Geschäftsquartal einen Gewinn von 312 Mio. $ ausgewiesen, nach einem Verlust von 718 Mio. $ im Vorquartal. Der freie Cashflow stellte sich auf 881 Mio. $, nachdem dieser im Vorquartal bei minus 740 Mio. $ gelegen hatte. Der Umsatz verdoppelte sich im Vergleich mit dem zweiten Quartal nahezu auf 6,8 Mrd. $

Ganz offensichtlich hat Tesla im dritten Quartal trotz dem schwierigen Prozess des Aufbaus einer Produktionslinie für das Model 3 die Kosten kontrollieren können. Auch steht hinter den Zahlen ein deutlicher Erfolg beim Aufbau der Massenproduktion: In der letzten Woche des Quartals wuchs die Produktionsmenge auf 5300 Stück an.

Zudem ist das Model 3 ein Markterfolg. Rund 50 000 Stück wurden in der Dreimonatsperiode verkauft. Laut Angaben von Tesla war das Model 3 das Auto in den USA, das den höchsten Umsatz generiert hat – und gemessen an verkauften Stückzahlen stand es an fünfter Stelle. Auch mache man in China gute Fortschritte. Die dort im Aufbau befindliche Produktionsstätte für das Model 3 werde bereits im nächsten Jahr Autos für den lokalen Markt produzieren. Im kommenden Jahr wird das Auto auch in Europa angeboten werden.

Leicht rehabilitiertes Image

Was bedeuten die Quartalszahlen nun, und was bedeuten sie nicht? Zunächst einmal ist die angeschlagene Glaubwürdigkeit von Musk ein Stück weit wiederhergestellt. Sein Image hatte nicht nur unter den sich auftürmenden Verlusten gelitten, sondern auch unter seinen Twitter-Tiraden und dem unflätigen Benehmen gegenüber Analytikern. Seitdem steht er unter verschärfter Beobachtung der Börsenaufsicht. Diese hat ihm jüngst befohlen, den Verwaltungsratsvorsitz niederzulegen; den CEO-Posten hat Musk bisher noch für sich retten können, er bleibt auch weiter im Verwaltungsrat.

Die Debatte um eine mögliche bevorstehende Insolvenz oder einen Zwangsverkauf, weil Tesla die Mittel ausgehen, dürfte erst einmal ad acta gelegt werden können. Der Konzern hat nun immerhin rund 3 Mrd. $ in der Kasse, nach 2,2 Mrd. $ per Ende des zweiten Quartals. Und Musk betonte am Mittwoch abermals, dass er auch für das vierte Quartal einen Gewinn und einen positiven freien Cashflow erwarte.

Der langfristige Erfolg von Tesla ist allerdings trotz der guten Entwicklung im dritten Quartal nicht gesichert. Während es nun so aussieht, dass produktionstechnisch der Übergang vom Nischen- zum Massenmarktanbieter bewerkstelligt werden könnte, ist noch lange nicht sicher, ob die Nachfrage auch nachhaltig ist. Wird Tesla ausreichend jene Versionen des Model 3 verkaufen können, deren Preise hohe Margen versprechen? Und wie entwickelt sich die Konkurrenzlage? Fast alle Autohersteller drängen in das Segment der elektrisch angetriebenen Autos, darunter auch Konzerne, die im oberen Preissegment oder Luxussegment wie Tesla tätig sind.

Teslas Autos fahren rote Zahlen ein

Umsatz- und Gewinnentwicklung in Mrd. $ (in Milliarden)
Umsatz
Gewinn

Musk will Uber Konkurrenz machen

Vor diesem Hintergrund zeichnete Musk am Mittwoch denn auch gleich eine weitere Vision für den Autohersteller: Tesla werde schon bald in das Geschäft des Ridesharing einsteigen und damit direkt mit den Anbietern Uber und Lyft konkurrieren. Der Konzern werde den Besitzern von autonom fahrenden Tesla-Modellen die Möglichkeit geben, die Autos im Rahmen der Ridesharing-Plattform von Tesla fahren zu lassen; sollte die Nachfrage nach Fahrdienstleistungen das Angebot an Autos übersteigen, werde Tesla eigene Wagen einsetzen.

Die Tesla-Aktien legten im nachbörslichen Handel in New York um 9% zu.

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Der Tech-Visionär Elon Musk bringt nicht nur Tesla-Autos auf den Markt, sondern beschäftigt auch die Justiz – weil er Börsenregeln missachtet oder Cannabis konsumiert. Ein Rückblick auf seine Karriere. (Bild: Benjamin Lowy / Getty Images)
16 Bilder
Der neuste Coup von Elon Musk findet am 8. März 2019 einen erfolgreichen Abschluss. Die Rakete Dragon seiner Firma hat eine noch unbemannte Kapsel zur Raumstation ISS gebracht, von wo sie zur Erde zurückkehrt und im Atlantik wasserte. (Bild: Cory Huston / Imago)
Elon Musk ist der Gründer der Firma SpaceX, deren Rakete Falcon 9 erfolgreich zur International Space Station (ISS) geflogen ist. Das Bild zeigt Musk im Kennedy Space Center in Cape Canaveral (Florida) am 2. März 2019. Weil er bei einem Interview vor laufender Kamera Cannabis konsumiert hat, prüft das Justizministerium derzeit, ob Musk weiterhin Zutritt zum Pentagon erhalten soll oder nicht. (Bild: Mike Blake / Reuters)
Musk beklagt sich im Dezember 2016 auf Twitter über den Verkehr in Los Angeles und kündigt an, «eine Tunnelbohrmaschine zu bauen und einfach loszugraben». Noch am selben Tag gründet er The Boring Company. Eineinhalb Jahre später gibt Musk (l.) mit dem Bürgermeister von Chicago, Emanuel Rahm (r.), bekannt, dass The Boring Company den Zuschlag für den Bau eines Expresszugs zum Flughafen von Chicago gewonnen hat. (Bild: Kiichiro Sato / AP)
Elon Musk bewegt sich längst in der Welt der Schönen und Reichen. An der Met-Gala in New York am 7. Mai 2018 stellte der Tesla-Gründer seine neue Partnerin, die Musikerin Grimes (rechts), vor. (Bild: Brendan McDermid / Reuters)
Ein roter Tesla Roadster schwebt über der Erde im All. Dieses Bild ging um die Welt. Am 26. Februar 2018 gelingt Elon Musk mit dem geglückten Start der mächtigsten Rakete der Welt, der Falcon Heavy, nicht nur ein PR-Coup. Technik kann auch wieder Träume wecken. (Bild: Keystone)
Ein Teil der Arbeit von Tesla-Chef Elon Musk ist es, sich mit den mächtigsten Menschen der Welt zu treffen, um sie für seine Zukunftspläne zu gewinnen. Am 8. November 2017 steht ein Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf der Agenda, um über eine mögliche Kooperation zwischen Tesla, SpaceX und türkischen Unternehmen zu diskutieren. (Bild: Imago)
Statt im Stau zu stehen und viele produktive Stunden zu verlieren, soll eine Art «Rohrpost» die Menschen mit 1200 km/h von Stadt zu Stadt schiessen. Das ist der Grundgedanke des Projektes Hyperloop, der futuristischen Magnetbahn, die Musk seit vielen Jahren beschäftigt. (Aufnahme: Hawthorne, Kalifornien, 28. August 2017) (Bild: Mike Blake / Reuters)
Diese Skizze zeigt die Ausgestaltung der Passagierkabine des Hyperloops nach einem Wettbewerb 2013. Die Fahrgäste werden in eine fensterlose Kapsel gesteckt und durch eine fast luftleere Röhre geschossen. Die gut 600 Kilometer lange Reise von Los Angeles nach San Francisco liesse sich so in einer halben Stunde bewältigen. (Bild: SpaceX via AP)
2006 hilft Musk seinen Cousins Lyndon and Peter Rive bei ihrer Gründung des Unternehmens SolarCity, das sich auf die Herstellung von Photovoltaikanlagen spezialisiert. Mit solchen Anlagen will SolarCity im grossen Stil sauberen Strom für die Elektromobilität erzeugen. 2016 kauft Tesla die Firma SolarCity. (Bild: Harvard Business Review)
Es scheint nichts zu geben, was sich Tech-Visionär Elon Musk nicht zutraut: 2015 versucht er sich als Schauspieler und spielt bei einem Gastauftritt in der Comedy-Serie «The Big Bang Theory» niemand Geringeres als – sich selbst. (Bild: CBS Entertainment)
2015 widmet sich Tesla der Herstellung von Batteriesystemen für private Haushalte und Unternehmen. Dazu baut Tesla ein riesiges Batteriewerk in Nevada. (Bild: James Glover Reuters)
Parallel zur Gründung von SpaceX investiert Musk ab dem Jahr 2004 in den kalifornischen Fahrzeughersteller Tesla, der auf die Produktion von Elektroautos spezialisiert ist. Das ehrgeizige Ziel lautet, herkömmlichen Fahrzeugen in nichts nachzustehen. Das Bild zeigt Musk, der 2008 zum Tesla-CEO ernannt wird, im Jahr 2006 lächelnd auf dem Fahrersitz eines Tesla-Fahrzeugs. (Bild: Imago)
2002 gründet Elon Musk mit dem Erlös aus dem Paypal-Verkauf das Raumfahrtunternehmen SpaceX, welches das Ziel hat, menschliches Leben auf anderen Planeten anzusiedeln. Im Bild ist eine Falcon-9-Trägerrakete zu sehen, die Ende Mai 2002 mit thailändischer Satellitenfracht von Cape Canaveral aus ins All startet. (Bild: Craig Rubadoux / AP)
Bereits als Zwölfjähriger entwickelt Elon Musk ein Videospiel, das er an eine Computerzeitschrift verkaufen kann. 1995, in den Anfangszeiten des Internets, gründet er mit seinem Bruder ein Unternehmen namens Zip2. Bereits vier Jahre später wird die Firma für 307 Millionen Dollar von Compaq gekauft. (Bild: Imago)
Mit dem Gewinn aus dem Verkauf von Zip2 legt Elon Musk (r.) den Grundstein zu seinem Erfolg. 1999 gründet er die Firma X.com, die ein Online-Bezahlsystem entwickelt für Transaktionen via E-Mail. 2000 fusioniert X.com mit dem von Peter Thiel (l.) gegründeten Konkurrenzunternehmen und Paypal-Vorläufer Confinity. Paypal wird bald zum wichtigsten Online-Bezahlsystem weltweit. (Bild: Paul Sakuma / AP) Zu den weiteren Bildstrecken

Der Tech-Visionär Elon Musk bringt nicht nur Tesla-Autos auf den Markt, sondern beschäftigt auch die Justiz – weil er Börsenregeln missachtet oder Cannabis konsumiert. Ein Rückblick auf seine Karriere. (Bild: Benjamin Lowy / Getty Images)

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