Liz und der Blaue Vogel



Ach ja, das Leben kann sehr schön sein und alles was wir in diesem Leben machen, gestalten wir bewusst uns und bewusst selbst. Dabei wird an verschiedenen Wendenpunkten unser Charakter geformt, denn jede Entscheidung etwas Neues zu machen, kann andere Brücken zerschlagen und ein Leben komplett verändern. In all dieser Zeit knüpfen wir auch Beziehungen, vor allem Freundschaften wachsen in einem Leben mal mehr und mal weniger stark. Das es Freundschaften gibt welche mal länger oder auch kürzer halten, dürfte jedem sicherlich bewusst sein. Klar gibt es auch Freundschaften die wirklich ein Leben dauern, diese müssen aber besonders gepflegt werden, sonst driftet man schnell auseinander. Diese Probe von der ich hier schreibe, sind nicht etwas kleine Probleme oder Streitigkeiten, sondern Interessen die man teilt. Es gibt viele freundschaftliche Beziehungen, die oft mit einem Hobby verbunden sind. Doch was passiert, wenn plötzlich dieses Interesse für das gemeinsame Hobby auf einer Seite schwankt oder gar ganz erlischt?
Vielleicht hatte man ja gemeinsame Ziele und Träume und nun teilt man diese Träume nicht mehr miteinander. Das kann für viele Freundschaften durchaus belastet sein, denn einer könnte sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Die wichtige Frage ist nur: Ist es denn auch noch eine Freundschaft, wenn man sich weniger oder gar keine Hobbys miteinander teilt?
Eine wichtige Frage, damals wie auch heute und genau dieser Frage und der damit einhergehenden Veränderung, geht der Anime Liz und der Baue Vogel nach. Zu dem stellt er auch die Frage, ob man nicht jemanden mental einsperrt, wenn man ihn nicht seinem Kopf lässt oder sich eventuell selbst von den Entscheidungen des Anderen abhängig macht.

Musik und Freundschaft
Mizore Yoroizuka ist ein ruhiges und sehr zurückhaltenden Mädchen und besucht mit ihrer sehr aufgeweckten Freundin Nozomi Kasaki das letzte Schuljahr der Kitauji-Oberschule. Beide sind seit Jahren beste Freundinnen und spielen beide im Schulorchester. Mizore spielt in dem Orchester die Oboe und ihre Freundin Nozomi die Querflöte, beide sind ein wirklich harmonisches Team. Doch es gibt da etwas, was die Freundschaft durchaus auf die Probe stellen kann, denn schließlich ist es das letzte Schuljahr und das kann durchaus die Wege beider Mädchen trennen. Daran will aber jetzt keiner denken, schließlich mache sie schon immer alles gemeinsam und gerade im Orchester kommt ihnen diese Harmonie durchaus zu Gute.
Doch eines weiteren Sonntags zur Orchesterprobe erzählt Nozomi ihrer Freundin, wie gut sie das Stück für den Musikwettbewerb am Ende des Schuljahres findet. Denn das Stück ist basiert auf einem Märchen, welches eine bewegende Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Vogel erzählt.  Doch Mizore kennt das Märchen nicht wirklich und kann auch irgendwie nichts damit anfangen. Trotzdem nimmt sie in einem unbeobachteten Moment das Märchenbuch an sich, um die Geschichte eventuell doch zu verstehen.

Liz und der blaue Vogel
Das Märchen „Liz und der Blaue Vogel“ ist im Prinzip eine Geschichte in der Geschichte und erzählt von einer besonderen Freundschaft. Ein junges Mädchen, was fernab vom Dorf, allein in einem Haus lebt. In ihrem Alltag geht sie immer wieder ähnlichen Dingen nach, trotzdem fühlt sie sich aber oft allein und führt in dem Haus ein eher einsames Leben. Doch nach einem verehrenden Sturm macht Liz eine seltsame Entdeckung, denn an einem Wegrand findet sie ein Mädchen mit wundervollem blauem Haar. Kurzerhand entschließt sie sich, das unbekannte Mädchen mit nach Hause zu nehmen und sich um sie zu kümmern. Nach dem sie wieder zu sich kommt, verbringen die Mädchen viele interessante und auch lebhafte Tage. Es entsteht tatsächlich eine gute Freundschaft, bis Liz merkt das ihre Freundin eigentlich ein blauer Vogel ist und sie sich entschließt ihn „freizulassen“. Ihrer Überzeugung nach, sollte ein Vogel fliegen und frei sein und nicht bei ihr bleiben, nur weil sie eine Freundin möchte.

 

Eine Freundschaft wie bei Liz?
Mizore hat nach dem Ende des Märchens nicht verstanden, auch wenn sie es etwas traurig fand, wieso Liz ihre Freundin bzw. den Vogel ziehen lässt. Allerdings erinnert sie sich an die erste Begegnung mit Nozomi und die erste Gemeinsame Zeit im Orchester.

Einige Zeit später wird Mizore von ihrem Lehrer angesprochen, dass sie ihren Zukunftsfragebogen noch ausfüllen muss. Schließlich muss sie sich entscheiden, wie ihr Werdegang nach der Oberschule weitergehen soll. Später kommt auch noch eine langjährige Freundin ihres Musiklehrers auf sie zu und lobt sie für das tolle Musikstück, was sie sich ausgesucht haben. In der Unterhaltung erklärt sie ihr auch das, dass Spiel von Querflöte und Oboe im Prinzip die Beziehung zwischen Liz und dem blauen Vogel symbolisiert. Auch hier erinnert sich Mizore an die erste Zeit mit Nozomi und denkt an die Zeit, in der ihre Freundin das Orchester verließ und beide gemeinsam wieder im Orchester spielen.

In einer Unterhaltung über die Zukunft kommt heraus das Mizore die Chance hat auf eine Musikschule zu gehen und Nozomi wird auch gefragt, ist aber eher unentschlossen, sagt aber erstmal das sie Interesse hat. Auf die Nachfrage ob Mizore auf die Musikschule geht, sagt sie nur, dass sie geht, wenn ihre Freundin geht.
Immer mehr wird beiden Freundinnen scheinbar klar, dass sie mehr mit dem Märchen gemeinsam haben als man denkt. Die eine Freundin, die in sich hineinlebt und jemanden braucht an den sie sich halten kann und eine lebhafte Person, die immer quirlig und unentschlossen in den Tag lebt. Bei beiden scheint nun langsam die Frage aufzukommen, wie diese Freundschaft nach der Schule weitergehen wird. Schließlich scheinen sich die Interessen beider Mädchen auseinander zubewegen und es kommen Zweifel auf.
Eine Offenbarung soll dann auch ein Vorspielen bzw. ein Testspiel des Solos sein, in denen beiden ein Licht aufzugehen scheint und sie sich scheinbar endgültig in den Rollen von Liz und dem blauen Vogel wiederfinden. Doch wie die Zukunft der Freundschaft aussehen mag oder wo sie der weitere Lebensweg hinführt, wissen nur die beiden Mädchen.

zum Anime
Liz und der Blaue Vogel entstand im Jahr 2018 unter der Regie von Naoko Yamada und wurde von Kyoto Animation produziert. Das Drehbuch stammt von Reiko Yoshida, Futoshi Nishiya nahm sich dem Charakterdesign an und die Musik wurde von Kensuke Ushio komponiert. Basieren tut der Film auf der Light Novel- Reihe „Sound! Euphonium“ (Hibike! Euphonium: Kitauji Kōkō Suisōgaku-bu e Yōkoso). Bei dem Film handelt es sich im Prinzip um eine slice of life Geschichte mit leichtem Drama- Anteil. Ein besonderes Merkmal des Titels ist die Erzählstruktur, denn eröffnet wird er mit dem Anfang des zu Grunde liegenden Märchens „Liz und der Blaue Vogel“, diese Geschichte wird in der Story um die beiden Mädchen immer wieder eingestreut und weitererzählt. Gerade die Märchenszenen sind mit einem besonderen Artdesign versehen, denn sie sehen aus wie Aquarellzeichnungen und weichen so stark vom Rest des Films ab und auch die Erzählung an sich tröpfelt so eher dahin und wird durch wundervoll arrangierte klassische Musik untermalt. Unter der Haube handelt es sich um eine Geschichte um Freundschaft und die damit verbundenen Hürden des Älterwerdens in Verbindung mit dem ändern von Interessen. Für Menschen die den Film allein nicht ganz nachvollziehen können gibt es einen echten Franchise um die Light Novel, denn sowohl eine Manga- Adaption, als auch ein zweiteiliger Anime und eine 26 teilige Animeserie sind zur Light Novel erschienen.

Hierzulande bietet Universum Anime den Film in japanischer und auch sehr gelungener deutscher Synchronisation auf DVD und Blu Ray an. Ihr hört in den Rollen u.a. Katharina Stark, Zina Laus, Friederike Sipp und Eleni Möller.

 

Fazit
Liz und der Blaue Vogel ist ja der erste zusammenhängende Film des Franchises und tatsächlich eine echte „Slice of life“ Geschichte. Vor allem die hochwertigen Animationen, verschiedene Stile und der Soundtrack stechen hervor. Die Geschichte an sich ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, denn immer wieder wird die Hauptstory durch das Märchen unterbrochen, schließlich ist dieses eine Metapher auf die Freundhaft beider Mädchen, daran könnten sich allerdings einige Zuschauer stören. Ich persönlich empfand es als Auflockerung, da die eigentliche Geschichte irgendwie nur so dahinfließt. Gerade hier sollten viele Probeschauen, denn das Genre ist nicht für jeden Animefan etwas, auch wenn der Animationsstil gefällt. Ich will hier auch nicht zu viel verraten oder gar abwerten. Denn der Anime ist sehr schön produziert, ist nur eben nicht für jeden Etwas. Wer allerdings diese Art der Geschichten mag und zudem hochwertige Hintergründe, Animationen und Musik schätzt, solle auf jeden Fall probeschauen. Eventuell findet man sich ja sogar selbst in einer der Hauptfiguren wieder, denn gerade hier kann der Film seine Stärke sicherlich ausspielen.

 

wir danken Universum Anime für das Rezensionsexemplar

  • Genre: Slice of life/Drama
  • Entstehungsjahr: 2018
  • Typ: Film
  • Regie: Naoko Yamada
  • Charakterdesign: Futoshi Nishiya

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: deutsch, japanisch DD 5.1/DTS HD Master 5.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Making of, Musikvideo Homecomings „Songbirds“, Original-Trailer und TV-Spots

Liz und der Blaue Vogel

7.6

Gesamtwertung

7.6/10

Pro

  • sehr schön animiert
  • interessanter Stil
  • schöne Musik

Kontra

  • sehr ruhig
  • kaum Bezug zum Hintergrund
  • wirkt sehr lang

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