Am Ende der Woche sitzt in der Hirrlinger Straße 22 kein Stein mehr auf dem anderen: Das Rangendinger Ehepaar Jürgen und Simone Haug, die Inhaber des Rangendinger Geschäfts „Jürgen Haug Optik und Hörgeräte“, lassen den ehemaligen Laden abreißen. Und so mancher Rangendinger Spaziergänger staunte nicht schlecht, blieb vereinzelt sogar kurz stehen und schaute zu, als der Bagger der Abbruch-Firma am Donnerstagnachmittag auf dem Grundstück stand.

Laden ist in Rangendingen eine Institution

Haugs Optik-Laden ist in Rangendingen eine Institution und wurde 1931 von Jürgen Haugs Großvater, dem Uhrmachermeister Theodor Haug, gegründet. Der heute 46-jährige Rangendinger übernahm das Geschäft 2007 von seinem Vater, dem Uhrmacher- und Augenoptikermeister Bartholomäus Haug.
Stück für Stück wird das dreigeschössige Gebäude seit knapp zweieinhalb Wochen von der Rangendinger Firma „Abbruch Ladner“ rückgebaut. Zuerst wird das Gebäude vorsichtig vom bestehenden Wohnhaus abgetrennt und entkernt. Den Rest erledigt der Abbruchbagger und schafft Platz für ein modernes neues Geschäftshaus.

Bereit für etwas Neues

„Es darf etwas Neues kommen“, frohlockt die 42-jährige Simone Haug. Der Sandstein im einstigen Gebäude sei feucht gewesen. Und im Winter sei es arg kalt und gar nicht erwärmbar im Gebäude gewesen. Sie und ihr 46-jähriger Mann freuen sich daher schon auf den Neubau auf der 165 Quadratmeter großen Fläche.
Der Laden bleibt laut Jürgen Haug so „kuschlig wie früher“. Zwar hat das neue Geschäftsgebäude wieder drei Stockwerke, der Publikumsverkehr wird aber im Erdgeschoss sein. Dort sind ein kleines Café sowie die Verkaufsfläche für Trauringe sowie Optik- und Hörgeräte geplant. Schon vor 50 Jahren habe der „Uhramacher“ ein Trauring-Studio dort geführt, dann wurde es aber aufgelöst. Nun soll es wiederbelebt werden, denn das gebe es hier in der Umgebung noch nicht, und Simone Haug „will es mit Herzblut machen“. Auch der Geschenkebereich wird neu aufgezogen.

Neues Gebäude im Bauhaus-Stil

Wehmut, dass das Gebäude nun abgerissen wird, haben Simone und Jürgen Haug nicht. Nur kurz vor dem Abbruch war der 46-Jährige ein bisschen nachdenklich, schließlich hat er dort mit seinen Eltern und zwei Brüdern bis 1979 im obersten Stockwerk gewohnt, und auch seine Oma lebte in der mittleren Etage oberhalb der Verkaufsfläche, jetzt überwiegt bei Jürgen Haug aber schon die Vorfreude auf das neue Geschäftshaus. Es wird „ganz schön modern“ im Bauhaus-Stil errichtet, teilt Simone Haug mit. Die oberen Stockwerke sind Wohnbereich, fügt der 46-jährige Ehemann hinzu. Auch die Kunden seien gespannt auf das neue Geschäft, sagen die beiden Inhaber. „Unsere treue Kundschaft wollen wir behalten, aber auch die Neuen gewinnen“, sagt Simone Haug.

Blechkuchen und Tische im Außenbereich

Für dieses Vorhaben ist sicherlich auch das geplante kleine Café im Erdgeschoss von Vorteil. Simone Haug hat schon famose Pläne. Es dient in erster Linie natürlich den Kunden des Optik- und Hörgerätegeschäfts, wenn sie dort zum Beispiel bei Kaffee und Kuchen warten möchten. Die 42-Jährige will auf dem Grundstück unter anderem Blechkuchen anbieten. Die Besucher können dann an vier Tischen im Innenbereich sowie an vier Tischen im Außenbereich Platz nehmen.
Die beiden Angestellten Jennifer Ungelenke, Optiker- und Akustikermeisterin, sowie Optikerin Patricia Schilling bleiben dem Ehepaar Haug weiterhin erhalten. Die Inhaber suchen sogar für ihr neues Geschäft eine weitere Mitarbeiterin, die „mit Herzblut“ auch im neuen Café mithilft.

Das Ziel: Eröffnung noch Ende diesen Jahres

Ende der Woche sollen alle Abrissarbeiten erledigt sein. Der Neubau wird dann ab März errichtet. Das Ziel der Inhaber ist, bereits zum Weihnachtsgeschäft dieses Jahres ihr Geschäft wieder zu eröffnen. Bis dahin können die Kunden im aufgestellten Container neben der Baustelle weiterhin zu den üblichen Geschäftszeiten einkaufen: dienstags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie zwischen 14 und 18.30 Uhr und samstags von 8.30 bis 13 Uhr.

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Chronik des „Uhramacher“ in Rangendingen

1927 schloss Theodor Haug seine Uhrmacherlehre in Lahr mit einer guten Gesellenprüfung ab. Er arbeitete in verschiedenen Städten, wie zum Beispiel in Pforzheim der Schmuck- und Uhrenstadt.
1931 gründete Theodor Haug sein eigenes Uhrmachergeschäft in einem Zimmer seines Elternhauses im Kirchgässle. Als Schaufenster diente ein Schaukasten vor dem Haus.
1935 bezog Theodor Haug sein Eigenheim, ein damaliges Bauernhaus, in der Hirrlinger Straße 22 in Rangendingen. Dort bot er in einem kleineren Raum mit einem kleinen Schaufenster Uhren, Schmuck, Trauringe, Besteck und Brillen an. Als weitere Ausstellungsfläche diente wiederum ein Schaukasten, der im Hof aufgestellt wurde. Die Werkstatt befand sich auch im Untergeschoss, hinter dem Verkaufsraum. Tatkräftig wurde Haug von seiner Frau Anna sowie der ganzen Familie unterstützt.
1952 wurde das Geschäft weiter vergrößert. Das Sortiment bot nun auch Haushaltswaren und Schreibwaren. Aus diesem Grund wurde der leerstehende Stall in einen Verkaufsraum für Haushaltswaren umgebaut. Als weitere Ausstellungsfläche wurde ein weiterer Schaukasten an der Hauswand installiert.
1963 erfolgte ein Umbau der Geschäftsräume sowie der Wohnräume. Zu den Geschäftsräumen kam die angrenzende Scheuer dazu. Der Hauseingang wurde nach hinten verlegt, sodass das Ladengeschäft sich im gesamten Untergeschoss befand.
1976 übergab Theodor Haug sein Geschäft an seinen ältesten Sohn Bartholomäus Haug. Er hatte sich als Uhrmacher- und Augenoptikermeister in verschiedenen Betrieben ausbilden lassen. Auch er wurde tatkräftig von seiner Frau Johanna unterstützt.
1981 wurde das Geschäft nochmals umgebaut und modernisiert.
1992 wurde in der Hirrlinger Straße 22 nochmals umgebaut und vergrößert. Es wurde noch die Garage zum Ladengeschäft dazu genommen.
2001 wurde ein Hörakustikstudio mit eingebaut, nachdem der jüngste Sohn Jürgen in den elterlichen Betrieb zurückkam. Jürgen Haug hatte die Augenoptikermeisterprüfung als Landessieger an der Meisterschule in München sowie die Hörakustikermeisterprüfung in Lübeck mit sehr gutem Erfolg abgelegt hatte.
2007 übergab Bartholomäus Haug das gesamte Geschäft an seinen Sohn Jürgen.
2017 wurde von Jürgen Haug und dessen Frau Simone das bestehende Sortiment etwas verändert, und es kamen sehr schöne Geschenkartikel dazu.
2020 muss das bestehende Geschäftshaus in der Hirrlinger Straße 22 einem modernen Geschäfts- und Wohnhaus weichen. Während dieser Zeit geht der Verkauf im Untergeschoss des Wohnhauses Hirrlinger Straße 20 und in einem im Hof aufgestellten Container weiter.