WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Tesla: Plötzlich hat Stahl wieder eine tolle Zukunft

Wirtschaft Leichtbau

Jetzt sind Tesla & Co. die Retter der Stahlindustrie

Wirtschaftskorrespondent
Stahlwerker bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt Stahlwerker bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt
Die Stahlindustrie setzt große Hoffnungen in die Elektromibilität
Quelle: picture alliance / Patrick Pleul
Der Trend zur Elektromobilität sorgt laut einer aktuellen Untersuchung für einen Nachfrageschub in der Stahlindustrie. Spezialstähle werden für die Karosserie gebraucht, aber auch für Motor und Batterie.

Worum geht es

Mit dem Thema Elektromobilität sind ganz große Fantasien verbunden. Bei der Politik zum Beispiel. Dort träumt man spätestens nach dem Dieselskandal von der schnellen Verkehrswende mit vollständig emissionsfreien Autos. Die Hersteller wiederum, die nach anfänglichem Zögern nun mitten in einer Elektrooffensive stecken, rüsten nur zu gerne die heimischen Autofahrer mit neuen Fahrzeugen aus.

Und auch die Stahlindustrie erhofft sich einen kräftigen Schub von batteriebetriebenen Autos. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des indischen Branchenriesen Tata Steel. Danach nämlich steigt die Stahlnachfrage durch E-Mobility signifikant an.

Bis 2050 erwartet Tata allein von der europäischen Autoindustrie ein Orderplus von 4,2 Millionen Tonnen und damit von fast 25 Prozent gegenüber den derzeit rund 17,5 Millionen Tonnen, die jedes Jahr für die Produktion von Autos gebraucht werden.

Der Großteil dieser zusätzlichen Mengen entfällt der Analyse zufolge auf sogenannte hochfeste Leichtbaustähle, die bei geringem Gewicht besonders fest und trotzdem ausreichend verformbar sind. „Die Autos müssen ja bezahlbar bleiben – und dafür brauchen wir weiterhin Stahl“, sagt Heinz Jörg Fuhrmann, der Vorstandschef von Salzgitter, dem zweitgrößten deutschen Stahlkonzern.

Der Carbon-Trend hat sich gedreht

Die Elektromobilität sei daher mehr Chance als Bedrohung für sein Unternehmen, das rund 20 Prozent seines Umsatzes mit der Autoindustrie macht und vornehmlich im Bereich von Karosserie und Fahrwerk tätig ist.

Lesen Sie auch

Anfangs galt Stahl noch als schwer vermittelbar beim Bau von Elektroautos. Pioniere wie Tesla setzten aus Gewichtsgründen daher auf eine Mischung aus Aluminium, Titan und Stahl. BMW wiederum hat für seine i-Modelle sogar eine eigene Lieferkette für Carbon-Gelege aufgebaut, gemeinsam mit dem Industriekonzern SGL Carbon, an dem der Münchner Autobauern beteiligt ist. Zudem ist sowohl bei BMW als auch bei SGL Carbon die Milliardärin Susanne Klatten Großaktionärin.

Mittlerweile aber hat sich der Trend gedreht, nicht zuletzt weil es regelmäßig Innovationssprünge beim Leichtbaustahl gegeben hat. Das neue Modell 3 von Tesla zum Beispiel wird aus Stahl gebaut. „Die Gründe liegen in den geringeren Kosten, höherer Qualität, schnelleren Bauzeiten sowie geringeren Versicherungszuschlägen für die Kunden“, heißt es in der Tata-Analyse.

Weniger Stahl ist viel billiger als weniger Aluminium

Tatsächlich gilt Stahl weiterhin als der wirtschaftlichste Werkstoff für die industrielle Verarbeitung, auch wegen seines geschlossenen Recycling-Kreislaufs. „Mit der Elektromobilität kann der Werkstoff Stahl seine Nachhaltigkeit voll ausspielen. In der Zukunft wird es zunehmend um Lebenszyklus und Ökobilanz beim Werkstoffeinsatz gehen. Stahl wird hier mit seiner umfassenden Recyclingfähigkeit punkten“, sagt Hans Jürgen Kerkhoff, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

„Der Vorsprung von Tesla wird noch größer werden“

Die Aktie von Tesla ist überbewertet, aber das ist nicht schlimm, meint Börsenexperte Alfred Maydorn. Das Unternehmen entwickele sich gut. Die deutschen Autobauer hätten die Elektromobilität dagegen verpasst.

Quelle: N24

Das dem Verband zugehörige Stahlinstitut VDEh rechnet vor, dass die Kosten für die Gewichtsreduktion von einem Kilogramm beim Stahl bei zwei Euro, beim Aluminium bei zehn bis zwölf Euro und bei kohlefaserverstärkten Kunststoffen bei 50 bis 100 Euro liegen.

Anzeige

Auch die Umweltbilanz ist eindeutig: So erfordert etwa die Herstellung eines Karosserieblechs aus Aluminium im Vergleich zu der Variante aus hochfestem Stahl die vierfache Menge an Energie. Bei carbonfaserverstärktem Kunststoff ist der Energieeinsatz sogar um den Faktor 15 größer. Drittens schließlich wird auch Stahl für die Infrastruktur der E-Mobility benötigt – von Ladestationen bis hin zu Kraftwerken.

Stahl erhöht das Drehmoment

Doch zusätzlicher Stahl wird nicht nur die Karosserie gebraucht. Auch das zeigt die Tata-Studie. Von den 4,2 Millionen Tonnen Nachfrageplus fließen alleine 1,6 Millionen Tonnen in die Akkus und Elektromotoren. So werden beispielsweise die Batteriezellen von einer nickelbeschichteten Dose aus Stahl umhüllt.

Noch dazu befindet sich im Elektromotor sogenanntes Elektroband, also ein weichmagnetischer Werkstoff. „In solchen Materialien erzeugt ein von außen wirkendes magnetisches Feld eine magnetische Flussdichte, die um ein Vielfaches höher liegt als in der Luft“, heißt es zur Erklärung bei Hersteller Thysenkrupp.

Das Elektroband aus Stahl nun verstärke das Magnetfeld und damit das Drehmoment des Motors, damit die Energie in Bewegung umgesetzt wird und nicht durch Ummagnetisierungsverluste als Wärme verloren gehen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema