Bataclan-Prozess: Was wusste wer, wann - und was wurde daraus gemacht

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Copyright Christophe Ena/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Anelise Borges, su
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Im Mammutprozess um die islamistischen Terroranschläge in Paris vor sechs Jahren wird nicht nur über die knapp zwei Dutzend Angeklagten verhandelt. Auch die Rolle des Staates und der Sicherheitsbehörden wird heftig diskutiert.

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Im Mammutprozess um die islamistischen Terroranschläge in Paris vor sechs Jahren wird nicht nur über die knapp zwei Dutzend Angeklagten verhandelt. Auch die Rolle des Staates und der Sicherheitsbehörden wird heftig diskutiert – was wusste wer, wann und was wurde zum Schutz der Bevölkerung draus gemacht. Brisant: Im kommenden April wählt Frankreich seinen nächsten Präsidenten, der Prozess soll bis Ende Mai dauern (25.05.2022).

Bei der Anschlagsserie am 13. November 2015 hatten Extremisten im Konzertsaal «Bataclan», in Bars und Restaurants 130 Menschen erschossen. Es gab 350 Verletzte.

Anelise Borges, Euronews:

„Über 20 Personen verhandelt das Gericht – davon 6 in Abwesenheit. Zwölf müssen sich bei einer Verurteilung auf „lebenslänglich“ gefasst machen. Der Fall ist nicht nur juristisch spektakulär.

Er befeuert eine monumentale Debatte über einen Augenblick in der Geschichte. Der Prozess soll bis Mai nächsten Jahres dauern, mit 145 Verhandlungstagen. Der nächste Zeuge ist Frankreichs ehemaliger Innenminister Bernard Cazeneuve. Er sagt, er sei es den Franzosen schuldig, ihnen die Wahrheit darüber zu sagen, was in den höchsten Machtinstanzen vor, während und nach dem Angriff passiert ist, der bis heute tiefgreifende Spuren in diesem Land hinterlassen hat. Cazeneuve wird voraussichtlich diesen Mittwoch aussagen.“

FRANÇOIS HOLLANDE ALS ZEUGE

Frankreichs ehemaliger Präsident François Hollande hatte im Gerichtsverfahren seine damalige Politik im Syrien-Konflikt verteidigt. "Ich würde noch einmal genauso handeln", sagte der 67-Jährige am Mittwoch (10.11.2021). Der Hauptangeklagte in dem Verfahren, Salah Abdeslam, hatte französische Luftangriffe in Syrien als Begründung für die Anschläge genannt. 

"Diese Gruppe hat uns nicht wegen unseres Einsatzes im Ausland angegriffen, sondern wegen unserer Art zu leben", so Hollande vor Gericht. "Das ist Frankreich, das waren wir der Bevölkerung schuldig, die (in Syrien) massakriert wurde." Die Demokratie werde "immer stärker sein als die Barbarei".

Frankreich war bereits seit dem Anschlag auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" mit zwölf Toten im Januar 2015 in höchster Alarmbereitschaft gewesen. Angehörige der Opfer der November-Anschläge hatten deshalb die Frage aufgeworfen, ob die Angriffe hätten verhindert werden können. Ein Opferverband setzte erfolgreich die Vorladung des Ex-Präsidenten vor Gericht durch. Hollande war von 2012 bis 2017 französischer Präsident.

Anelise Borges, su mit AFP

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