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Weizen
  • Weizen ist weltweit ein Grundnahrungsmittel. Der Krieg in der Ukraine könnte schnell zu Engpässen in der Versorgung führen.
  • Foto: picture alliance/dpa/Arne Dedert

Putins Krieg kann vielen Menschen den Hunger bringen

Russland und die Ukraine gehören zu den größten Weizen-Produzenten der Welt. Der Krieg in der Ukraine wird in Europa also voraussichtlich die Brot- und Nudelpreise in die Höhe treiben. Für andere Weltregionen könnte der Feldzug aber den Hunger zurückbringen – politische Unruhen inklusive.

Laut Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums von Cem Özdemir (Grüne) ist Russland für zehn Prozent der weltweiten Weizenexporte verantwortlich, die Ukraine für vier Prozent. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) bezieht nach eigenen Angaben bisher mehr als die Hälfte ihres Getreides, das sie an Bedürftige verteilt, aus der Ukraine. Klar ist: Die Ukraine wird in diesem Jahr keine große Ernte haben. Die Verwüstungen des Krieges lassen eine Aussaat kaum zu, viele Bauern haben auch schon zu den Waffen gegriffen.

Weizen-Versorgung in der EU ist sichergestellt

In Deutschland wird es nicht zu Engpässen kommen. „Die Versorgung innerhalb der EU ist nicht gefährdet“, erklärte Özdemir. Die Union produziert selbst genug Getreide, um ihre Bevölkerung zu versorgen. Allerdings kann sie auch keine größeren Mengen exportieren: Die Speicher sind ziemlich leer.

„Putins Krieg überzieht nicht nur die Ukraine mit unermesslichem Leid. Die Auswirkungen werden weit über die Grenzen der Region zu spüren sein“, sagte Martin Frick, Direktor des WFP in Deutschland. Weltweit leiden aktuell etwa 280 Millionen Menschen an Hunger. Die Zahl könnte in den kommenden Monaten dramatisch steigen.


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Vor allem Länder in Afrika, Nordafrika und Asien sind von Weizen-Importen stark abhängig. Mit Beginn des Krieges hatten die Preise aber bereits Rekordniveau erreicht. Ägypten mit seinen 100 Millionen Einwohnern importiert sein Getreide fast ausschließlich aus Russland und der Ukraine. Ebenso Tunesien. Dort begann einst der „Arabische Frühling“. Eine der Gründe, warum diese Revolution die ganze Region erfasste, waren auch gestiegene Brotpreise, die vor allem die Ärmsten der Armen hart trifft.

Ein besonderes Problem für die Türkei

Auch die Stabilität der Türkei hängt wohl nicht unwesentlich von „verträglichen“ Brotpreisen ab. Die Kombination aus einer gigantischen Inflation und steigenden Nahrungsmittelpreisen könnte sich als gefährliche Mischung erweisen. Die Türkei bezieht auch mehr als die Hälfte ihres Getreides aus Russland. Das ist einer der Gründe, warum die Türkei trotz seiner Nato-Mitgliedschaft bisher nicht allzu hart gegen den Kreml-Herrscher vorgegangen ist. Die Importe dürften sich trotzdem mittelfristig verteuern.

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Künftig könnten zwar andere traditionelle Weizen-Produzenten wie Argentinien oder Rumänien ihre Produktion hochfahren. Aber ob das reicht, die durch den Krieg aufgerissene Versorgungslücke zu schließen, ist alles andere als sicher. Ob die EU insgesamt ihren Beitrag gegen den Hunger leisten kann, ist auch noch nicht ausgemacht. Denn unsere Landwirtschaft arbeitet vor allem mit viel Dünger. Der wird aber mit Hilfe von Erdgas hergestellt. Und das ist wegen des Kriegs schon jetzt Mangelware – und sehr teuer.

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