Nationalmannschaft

Gegen den "Drachen" und die Flügelzange: Was die DFB-Frauen gegen Frankreich erwartet

Für das DFB-Team von Martina Voss-Tecklenburg geht es am Mittwoch gegen Frankreich.

Für das DFB-Team von Martina Voss-Tecklenburg geht es am Mittwoch gegen Frankreich.

Es ist immer derselbe Spruch, mit dem sich die deutschen Fußballerinnen vor einer EM-Partie einstimmen. Der Ausruf wird auch wieder vor dem Halbfinale am Mittwochabend gegen Frankreich (21 Uhr, ZDF und DAZN) ertönen: "Schwarz-Rot-Gold! All in!" Alles geben für den achtmaligen Europameister, der nach längerer Durststrecke wieder auf Topniveau angekommen ist. Vor dem Gegner hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg viel Respekt: "Frankreich hat fantastische Einzelspielerinnen mit ganz viel Tempo. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, Kleinigkeiten entscheiden."

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Wenn es um Athletik und Ausdauer, Mentalität und Widerstandskraft geht, dann scheint ihr Ensemble reif fürs Endspiel gegen England (Sonntag 17 Uhr, ARD und DAZN) in Wembley. London ist längst dabei, sich für den Showdown herauszuputzen. Die Fanparty auf dem Trafalgar Square hat geöffnet, am Wochenende spielt das Royal Philharmonic Orchestra im Wembley Park – es soll friedlich-fröhliche Finalstimmung herrschen. Hässliche Bilder wie vor einem Jahr beim EM-Finale der Männer (19 Verletzte, 49 Festnahmen) soll es bitte kein zweites Mal geben.

"Natürlich gibt es nichts Schöneres, als ein EM-Finale in England im Wembley-Stadion zu spielen", sagt Voss-Tecklenburg, die auf die Corona-erkrankte Klara Bühl verzichten muss. Die Bundestrainerin weiß ja mit den meisten Spielerinnen, wie das war am 9. November 2019, als auf dem heiligen Rasen vor fast voll besetzten Rängen ein prestigeträchtiger 2:1-Sieg gegen den EM-Gastgeber England gelang.

Dass die in den 60er-Jahren hochgezogene Planstadt Milton Keynes ein fast unwürdiger Schauplatz für den Halbfinalklassiker ist – der Generalstreik im Bahnverkehr tut am Spieltag sein Übriges –, ficht die von Präsident Bernd Neuendorf angeführte DFB-Delegation aber nicht an. Nach Jahren abflauenden Interesses kommt das Team von Voss-Tecklenburg in der deutschen Öffentlichkeit endlich wieder gut an. Fast zehn Millionen schauten beim Viertelfinale gegen Österreich (2:0) im TV zu. Und erlebten eine Cheftrainerin, die an jenem Tag den richtigen Ton traf. Statt ins Triumphgeheul ihrer feiernden Spielerinnen einzustimmen, dachte sie in Brentford an den am selben Tag verstorbenen Uwe Seeler. Vieles bei ihrer Person und Persönlichkeit ist gerade im Gleichgewicht.

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Die 54-Jährige verhehlt gar nicht, dass es lange gebraucht hat, um nach ihrem Amtsantritt 2019 ein echter Anker zu sein, an den sich alle gerne hängen. Es spricht für den Ehrgeiz einer 125-fachen Nationalspielerin, die selbst vier EM-Titel einsackte, dass sie langfristiger plant: In nicht einmal einem Jahr findet bereits die WM in Australien und Neuseeland statt, wo auch die Startplätze für Olympia 2024 in Paris vergeben werden. Das habe sie alles im Fokus.

Ihr Gegenüber Corinne Diacre gilt als nicht minder ambitioniert; und die französische Nationaltrainerin hat mit 121 Länderspielen ebenso viel aktive Erfahrung. Damit sind die Gemeinsamkeiten aber erschöpft. Die 47-Jährige gilt als herrisch, mürrisch, kalt und unnahbar. Von denen, die mit ihr im Clinch liegen, wurde sie öffentlich als "Drache" bezeichnet. Mehrere Führungskräfte sind im Streit zurückgetreten oder wurden aussortiert. Bei der Heim-WM 2019 flossen unter dem strengen Regiment von Diacre Tränen. Von einem "totalen Chaos" erzählte die Ex-Kapitänin Amandine Henry und berichtete von "weinenden Mädchen" auf den Zimmern.

In England aber hat sich die Equipe Tricolore bislang zusammengerauft. Kapitänin Wendie Renard gibt den auch körperlich überragenden Haltepunkt für ein Team, das wilder und dynamischer als früher wirkt. Der rasante Vorwärtsgang über die Außenspielerinnen Kadidiatou Diani und Delphine Cascarino ist Markenkern der Elf, die seit der Knieverletzung von Torjägerin Marie-Antoinette Katoto aber Probleme im Abschluss hat. Nichtsdestotrotz ist gerade die wenig beliebte Diacre entschlossen, es ihren Kritikern zu zeigen: Im Finale einer EM oder WM standen "Les Bleues" bislang noch nie.

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