Der Möchtegern-Mörder aus dem Saarland

In der Sendung «Aktenzeichen XY? ungelöst» war der Mord an Lydia Schürmann immer wieder Thema. In sieben Briefen bekannte sich ein anonymer Mann zu der Tat. Nun wurde er aufgespürt.
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In der Wohnung fand die Polizei Aufzeichnungen der Sendung ,Aktenzeichen XY... ungelöst'
nz-screenshot In der Wohnung fand die Polizei Aufzeichnungen der Sendung ,Aktenzeichen XY... ungelöst'

In der Sendung «Aktenzeichen XY? ungelöst» war der Mord an Lydia Schürmann immer wieder Thema. In sieben Briefen bekannte sich ein anonymer Mann zu der Tat. Nun wurde er aufgespürt.

Spektakuläre Wende auf der Suche nach einem Mörder: Die Polizei im Saarland hat den Verfasser anonymer Briefe ermittelt, der sich seit 2005 in mehreren Schreiben als Täter in zwei Mordfällen bezichtigt hatte, die Jahrzehnte zurückliegen. Der Briefeschreiber war jedoch zum Zeitpunkt der Taten noch nicht einmal geboren, wie sich jetzt herausstellte.

Nach dem Tipp eines Postboten enttarnten die Ermittler einen vermutlich psychisch kranken 34-Jährigen aus Weiskirchen (Saarland) als den mysteriösen Hinweisgeber. Das berichtete die Polizei am Mittwoch in Saarbrücken. In Vernehmungen gestand der Mann, der sich seit November freiwillig in einer psychiatrischen Klinik aufhält, sämtliche Bekennerbriefe geschrieben zu haben. Sein Motiv könnte nach Ansicht seiner Ärzte der Wunsch nach Aufmerksamkeit sein.

Ermittler setzten auf Massengentest

«Damit haben wir nicht gerechnet», sagte ein Sprecher. Der Mörder des 1962 getöteten Mädchens Lydia Schürmann aus Rheda-Wiedenbrück bei Gütersloh und der 1970 aus Nürnberg verschwundenen 29 Jahre alte Heiderose Berchner wurde damit aber nicht dingfest gemacht. Bei der Suche nach dem wirklichen Mörder stehe «wieder alles auf Anfang». Der 34-Jährige hatte sich in Briefen an verschiedene Dienststellen selbst als Täter bezichtigt. Auf der Suche hatten die Ermittler zuletzt auf einen Massengentest gesetzt. Die Beamten der Ermittlungsgruppe «Brief» waren davon ausgegangen, dass der Mann auch der Täter sein könnte. Sie suchten nach einem «unauffälligen Rentner», der im nördlichen Saarland lebt und etwa 65 Jahre alt ist.

Ein Postbote erkannt die Handschrift des Mannes

Um dem vermeintlichen Mörder auf die Spur zu kommen, waren seit Anfang November mehr als 5000 ältere Männer in der Region aufgerufen, Speichelproben und Fingerabdrücke abzugeben. Auf die Spur des Mannes kam die Polizei jedoch durch den Hinweis eines Postboten, der die veröffentlichte Handschrift des Briefeschreibers auf einer Postkarte wiedererkannt hatte. Ein Gutachter bestätigte, dass es sich um die gleiche Handschrift wie in den Schreiben handelt, hieß es. Der Gentest wurde nun gestoppt. In der Wohnung des Mannes fanden die Ermittler dann ein umfangreiches Medienarchiv - darunter Aufzeichnungen der Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» bis zurück in die 60er Jahre. So habe er offenbar Detailwissen über die Taten erlangt. «Das ist bitter», kommentierte ein Bielefelder Polizeisprecher das überraschende Ende der monatelangen, groß angelegten Öffentlichkeitsfahndung.

Auch DJ Ötzi bedroht

Ein Unbekannter hatte 1962 die 13-jährige Lydia Schürmann aus Rheda-Wiedenbrück ermordet, ihre Leiche wurde damals bei Bielefeld gefunden. Derselbe Mörder tötete 1970 die 27-jährige Prostituierte Heiderose Berchner aus Nürnberg. Der 34-Jährige aus Weiskirch hatte sich seit 2005 in sieben Briefen zu den Morden bekannt. Zudem räumte er noch weitere elf Morde aus den Jahren 1961 bis 1992 ein. Im Juni 2007 drohte der Mann in einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung Weiskirchen, den Sänger DJ Ötzi «abzuknallen», falls dieser ein angekündigtes Konzert gebe. Gegen den Mann wird jetzt wegen Bedrohung des Sängers DJ Ötzi, wegen versuchter Strafvereitelung sowie Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Inwieweit dem Mann die Kosten des Verfahrens auferlegt werden, müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden. Die Ermittlungen zu den ungeklärten Mordfällen gehen weiter. (dpa/AP)

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