Eingesperrt in Moskau: "Dann hab ich meine Kinder angeschrien"

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Von Galina Polonskaya
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Die strikte Ausgangssperre in Moskau ist für viele Familien kaum zu ertragen. Die Kinderpsychologin rät: "Lassen Sie die Hausaufgaben erst einmal liegen."

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In Moskau dürfen Kinder während der Ausgangssperre nicht einmal für einen kleinen Spaziergang nach draußen. Seit fast zwei Monaten bleiben die allermeisten Kinder die ganze Zeit zu Hause. Milena und ihre Schwestern machen Online-Kurse. Auch die Eltern arbeiten online. Alle sind sehr beschäftigt. Ihr Leben ist auf die Größe der Wohnung zusammengeschrumpft, und das ist schon ein Problem.

Mir ist zu Hause langweilig.
Victor aus Moskau
5 Jahre alt

Milena, 10 Jahre alt, sagt: "Wir sind viele, alle zu Hause - und es gibt nicht genug Platz".

Der 5 Jahre alte Victor klagt: *Man kann keine Freunde einladen. Man kann nicht auf den Spielplatz gehen. Mir ist langweilig zu Hause."

Victors Mutter ist die Euronews-Korrespondentin Galina Polonskaya. Sie versucht, ihrem Sohn zu erklären, warum er nicht nach draußen darf. Und sie weiß: "Moskau ist das Epizentrum der Epidemie in Russland - die Ausgangssperre gilt mindestens bis Ende Mai. Für viele Familien ist das eine Herausforderung."

Die Kinderpsychologin Anastasya Preobrazhenskaja hat während der Ausgangssperre deutlich mehr Patienten hat als sonst. Sie berät sie online.

Kinder verfallen in eine Art Stumpfheit.
Anastasya Preobrazhenskaja
Kinderpsychologin

Anastasya Preobrazhenskaja meint: "Das Problem der Selbstisolation gibt es wirklich, und es wirkt sich negativ auf die Psyche der Kinder aus. Kinder leiden, machen sich Sorgen, werden nervös, sie haben Ängste, werden hyperaktiv. Und es gibt noch eine andere Art von Reaktion, die schwerwiegendste, wenn Kinder in eine Art Stumpfheit verfallen".

Ekaterina hat um psychologische Hilfe für Pflegeeltern gebeten. Sie und ihre beiden Adoptivkinder leben in einer 30 Quadratmeter großen Wohnung. Die Isolation wird schnell zum Albtraum.

Mir wurde klar, dass ich an dem Punkt war, an dem ich meine Kinder anschreie. Ich wollte es überhaupt nicht.
Ekatarina
Mutter von zwei adoptierten Kindern

Jekaterina denkt viel ¨über ihr eigenes Verhalten nach: "Wir haben alle Angst, und die Kinder wollen dies irgendwie ausgleichen und hängen an mir. Der Jüngste möchte die ganze Zeit bei seiner Schwester sein. Das schafft noch mehr Konflikte. Mir wurde klar, dass ich an dem Punkt war, an dem ich meine Kinder anschreie. Ich wollte es überhaupt nicht, ich verstand, dass die Kinder nichts verbrochen hatten".

Eltern machen sich zu viel Druck.
Ludmila Petranowskaja
Kinderpsychologin

Die renommierte russische Kinderpsychologin Ludmila Petranowskaja ist der Meinung, dass die Eltern sich selbst zu viel Druck machen. Ihr Rat: Entspannen Sie sich um jeden Preis, vermeiden Sie so viel Druck wie möglich) die Hausaufgaben können warten.

Ludmila Petranowskaja möchte, dass sich die Eltern ihrer Rolle bewusst werden. "Zunächst einmal betrifft diese ganze Situation Erwachsene, Eltern, die wegen der Epidemie Angst haben, die wegen der Isolation nervös sind, die sich Sorgen machen, was mit ihrer Arbeit passieren wird, und der Stress der Eltern spiegelt sich immer in den Kindern wider. Nun ist es für die Erwachsenen sehr wichtig, sich selbst als Ressource, als Wert zu betrachten, da das Wohlergehen der ganzen Familie, einschließlich der Kinder, von ihnen abhängt".

Journalist • Kirsten Ripper

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