Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Medicane

Medicane im Mittelmeer (Satellitenbild vom 07.11.2014 - 12 UTC) (Quelle EUMETSAT)

Medicane im Mittelmeer (Satellitenbild vom 07.11.2014 - 12 UTC)

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Der Begriff "Medicane" entstand in den 1980er Jahren, als in den Herbstmonaten über dem Mittelmeer "hurricane"-ähnliche Wolkenstrukturen (spiralförmig, mit Zone ohne Wolken im Zentrum, dem sogenannten "Auge") auf den Satellitenbildern entdeckt wurden. Die Wortschöpfung setzt sich aus den Begriffen "mediterran" und (englisch) "Hurricane" zusammen.

Es handelt sich um ein troposphärisches Tiefdruckgebiet, das sowohl außertropische als auch tropische Eigenschaften aufweist. Medicanes entstehen zumeist dann, wenn im Herbst ein Kaltluftausbruch aus den gemäßigten Breiten in Richtung Äquator erfolgt, wobei in höheren Luftschichten über dem Mittelmeer ein sogenanntes "Cut Off"-Tief austropft (außertropischer Prozess).

Über der im Herbst noch warmen Meeresoberfläche (größer etwa 24 °C) kondensiert die vom Meer verdunstete Luftmasse im Zuge der vom Höhentief verursachte Konvektion und bildet den Wolkenwirbel. Im sich dabei langsam erwärmenden Tiefzentrum setzt Abwärtsbewegung mit Wolkenauflösung ein, was zur Ausbildung des "Auges" führt, ähnlich wie in den Tropen.

Die Wirbel erreichen nur selten die Windgeschwindigkeit eines echten Hurrikanes (nach Saffir-Simpson-Hurrikanskala größer/gleich 119 km/h), sondern zumeist diejenige eines tropischen Sturms (63-118 km/h). Manchmal entstehen sie auch über dem subtropischen Nordatlantik im Bereich Bermudas-Azoren-Kanaren.

Siehe hierzu: