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Vogel des Jahres Wahlbetrug in Neuseeland: 1500 gefälschte Stimmen aufgetaucht – bei einer Vogelwahl

Ein frisch geschlüpfter Kiwi sitzt vor einem grünen Hintergrund
1500 gefälschte Stimmen wurden bei der neuseeländischen Wahl zum Vogel des Jahres abgegeben: für den Kiwi. Aber reicht das zum Sieg? 
© Robert Schlesinger/dpa/lbn
Die neuseeländische Wahl zum Vogel des Jahres wird zum Wahlkrimi: 1500 gefälschte Stimmen tauchten Anfang der Woche über Nacht auf. Und dann gibt es auch noch einen Online-Sexshop, der einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Wie kam es dazu?

Die neuseeländische Wahl zum Vogel des Jahres und die kürzlich beendete US-Wahl haben mehr Gemeinsamkeiten als man auf den ersten Blick erkennen mag: Der Underdog trägt eine merkwürdige Frisur, jemand fordert frenetisch die Neuauszählung der Stimmen und der Rest der Welt kann allerhöchstens drei Namen auf der Kandidatenliste einem entsprechenden Gesicht zuordnen. Doch anders als beim Duell Donald Trump gegen Joe Biden gibt es bei der neuseeländischen Vogelwahl handfeste Indizien für einen Wahlbetrug. Und sogar einen Kandidaten mit einem sexuellen Unterstützungskomitee.

Die Wahl zum Vogel des Jahres ist eigentlich keine reine Spaßveranstaltung. Die Umweltorganisation "Forest & Bird" organisiert sie seit 2005, abgestimmt wird per Mail. Das Ziel: Aufmerksamkeit für bedrohte Vogelarten generieren. In Deutschland veranstalten der Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern eine ähnliche Kampagne. Im Gegensatz zur Wahl in Neuseeland bleibt diese aber zumeist frei von Skandalen. 

Denn bei der Vogelwahl am anderen Ende der Welt wurde bereits so häufig getrickst, dass der Wikipedia-Eintrag des Wettbewerbs eine eigene Kategorie für die Auflistung der halb ernsten Vorkommnisse enthält. Allein drei Betrugsfälle soll es gegeben haben, einen davon im Jahr 2015. Zwei 15-jährige Mädchen sollen damals falsche E-Mail-Adressen eingerichtet haben, um mehrmals für die Lappenkrähe abzustimmen. Woher die Begeisterung für den Vogel herkommt, ist nicht bekannt. Abgeben darf man seine Stimme offiziell aber nur ein Mal. 

Betrug? Über Nacht verhalfen Fake-Stimmen einem Vogel zu Platz Eins 

Nun gibt es offenbar wieder einen Betrugsfall. Wie die Organisierenden der Wahl mitteilten, wurden in der Nacht von Montag auf Dienstag zwischen 1 und 3 Uhr von einer einzelnen IP-Adresse 1500 Stimmen für eine Vogelart abgesendet: den Kiwi, der damit flugs an die Spitze der Abstimmung hüpfte. Obwohl die Stimmen mittlerweile abgezogen wurden und die Ordnung bis zum Wahlende am kommenden Sonntag vorerst wiederhergestellt ist, bleiben zahlreiche Fragen über die Motive und die Hintermänner und -frauen offen.

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Sollte dem Kiwi – immerhin Nationalsymbol Neuseelands – mit dem Wahlsieg zu neuem Ruhm vor der abtrünnigen Bevölkerung verholfen werden? Wollte jemand die Aufmerksamkeit von der in dem Land vorbildlich kontrollierten Corona-Pandemie hin zu akuteren Problemen lenken? Ist es am Ende ein internationales Manöver der Trump-Regierung, um zu zeigen: Seht her, Wahlen sind manipulierbar! 

Ein Online-Sexshop engagiert sich für einen ganz besonderen Vogel

Oder steckt am Ende doch etwas ganz anderes hinter dem Regelverstoß? Die Wiederholung der Hacker-Anschläge lässt darauf schließen, dass es in Neuseeland grobe Mängel bei der IT-Sicherheit gibt – oder der Vogelwahl mit Jux-Skandälchen zu mehr Publicity verholfen werden soll. Dazu passt auch, dass die Wahl und ihre Kandidaten seit jeher von neuseeländischen Prominenten und Politikerinnen unterstützt wird. In diesem Jahr mischt sogar ein neuseeländischer Online-Sexshop mit und engagiert sich als Kampagnenteam für den Hihi- oder Stichvogel – weil der Vogel polyamorös ist. 

Ob sexuelle Offenheit dem Stichvogel auch zum Sieg verhilft oder der Kiwi das Feld trotz des Wahlbetrugs nochmal von hinten aufrollen kann, ist derzeit noch offen. Bis zum Sonntagnachmittag (Ortszeit) können Menschen aus aller Welt abstimmen. Natürlich nur, solange sie dabei die Regeln der Demokratie respektieren. 

Quellen:"Le Monde" / "CNN" 

reb

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