Corona:Gerechtigkeit für Geimpfte

Die Mehrheit darf nicht darunter leiden, wenn eine Minderheit zu träge ist, sich mit dem Thema Impfung zu beschäftigen. Insofern handeln Gastwirte und Veranstalter richtig, wenn sie nur noch Geimpfte einlassen.

Kommentar von Werner Bartens

Seit Monaten gibt es kaum noch ein anderes Thema. Trotzdem müssten sie sich das erst noch überlegen mit der Impfung, sagen etliche Mitbürger. Ernsthaft? Man kann sich nun wahrlich nicht über einen Mangel an Aufklärung über die verschiedenen Vakzine, ihre Schutzwirkung und mögliche Nebenwirkungen im vergangenen halben Jahr beklagen. In den Medien wird täglich darüber berichtet, in Talkshows debattiert, im Bekanntenkreis die Einstellung des anderen erkundet.

Wie hältst du es mit der Impfung, ist geradezu die aktuelle Gretchenfrage geworden. Ein ganzes Land hat zuvor schon einen Crashkurs in wissenschaftlicher Nachhilfe durchgemacht, von den - durchweg hohen - Prozentangaben zur Wirksamkeit der Impfstoffe erfahren, konnte sich über seltene Komplikationen im Nanobereich informieren und durfte einsehen, dass der Nutzen der Impfung einen möglichen Schaden bei Weitem überwiegt. Erst mal überlegen und noch ein bisschen abwarten - ernsthaft?

Wer nicht hören will, muss fühlen - das heißt in Zeiten der Pandemie: Wer dem Thema Impfung ausweicht, muss leider draußen bleiben. Einen Impfzwang gibt es in diesem Land nicht, soll es auch nicht geben, die Aufforderung, sich mit dieser gesellschaftlich so relevanten Frage auseinanderzusetzen und Stellung zu beziehen, hingegen schon.

Die Weigerung der einen, sich impfen zu lassen, bringt schließlich verlängerte oder neue Einschränkungen für die anderen mit sich. Insofern ist es richtig, wenn Veranstalter und Gastwirte von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und künftig nur noch die Geimpften einlassen; Ausnahmen für Kinder und jene wenigen, die sich aus medizinischen Gründen tatsächlich nicht impfen lassen können, eingeschlossen. Übrigens ersetzen Tests nicht die Spritze. Sie bieten nicht die gleiche Sicherheit wie Impfungen, darüber sollte Armin "Hin und Her" Laschet nicht nonchalant hinweggehen.

Anreize funktionieren manchmal ganz einfach. Eine aufs Porzellan gemalte Fliege im Pissoir oder ein Fußballtor an zentraler Stelle eben dort verbessern die Hygiene auf Männertoiletten ungemein. Um sich impfen zu lassen, reicht derzeit für manche Zaudernde die Aussicht auf eine Bratwurst oder einen Burger. So tief verankert kann die Skepsis also kaum sein. Offenbar benötigen andere als Denkanstoß, um die eigene Trägheit zu überwinden, die versperrte Tür zum Restaurant, Konzert oder Flugzeug. Das ist keine Benachteiligung für Ungeimpfte. Vielmehr geht es nicht an, dass die geimpfte Mehrheit darunter leidet, wenn eine Minderheit zu bequem ist und es hinauszögert, sich und andere zu schützen. Ernsthaft.

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FILE PHOTO: Outbreak of the coronavirus disease (COVID-19) in Valencia

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