Kryptowährungen:Besteuert Bitcoin

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Bitcoin-Mining in der chinesischen Provinz Sichuan. Peking will die unkontrollierte Verbreitung von Kryptowährungen verhindern. (Foto: imago/VCG)

Die Digitalwährung braucht immer mehr Ressourcen und verschärft die globale Chipknappheit. Die Zeit zu handeln ist jetzt.

Kommentar von Christoph von Eichhorn

Genau zehn Jahre ist es her, dass Satoshi Nakamoto, der anonyme Bitcoin-Schöpfer, von der Bildfläche verschwand. Er sei "zu anderen Projekten übergegangen", lautete seine letzte öffentliche Nachricht im April 2011. Seitdem hat man nie wieder von ihm (oder ihr?) gehört, und man kann nur spekulieren, was Nakamoto heute von seinem Werk halten würde. Damals hatte der Wert eines Bitcoin gerade die 1-Dollar-Marke übersprungen, heute notiert die Digitalwährung oberhalb von 50 000 US-Dollar.

Doch der Wertzuwachs allein macht Bitcoin noch nicht zur Erfolgsgeschichte, denn an den fundamentalen technischen Schwächen hat sich seitdem nichts geändert. Verkürzt gesagt: Je höher der Marktwert, umso höher auch der Stromverbrauch. Mittlerweile braucht die Kryptowährung ähnlich viel Strom wie ganz Schweden, eine einzige Bitcoin-Überweisung benötigt mehr als 1000 Kilowattstunden - so viel wie der Jahresbedarf manch eines Single-Haushaltes. Das alles, ohne dass man heute viel mit der Währung anfangen könnte, außer sie zu horten.

Digitalwährung
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Die Kryptowährung braucht mehr Energie als mancher Staat, haben Forscher ermittelt. Wie klimaschädlich das ist, hängt vom Standort der Bitcoin-Rechner ab.

Damit bewegt sich Bitcoin auf Kollisionskurs zu sämtlichen Anstrengungen, den Klimawandel zu begrenzen und die Wirtschaft umweltfreundlich umzubauen. Man mag einwenden, dass Bitcoin derzeit nur etwa 0,6 Prozent der weltweit produzierten Elektrizität verbraucht. Doch kann dieser Wert schnell steigen. Zudem ist Bitcoin nur eine unter Hunderten neuen Digitalwährungen. Unterdessen verstopft die Produktion der Hardware, die zum "Schürfen" von Bitcoins benötigt wird, die Kapazitäten in asiatischen Chipfabriken, was zur globalen Halbleiter-Knappheit beiträgt und bereits die Produktion von Elektroautos verzögert.

Die Bitcoin-Nutzer haben es selbst in der Hand, die Digitalwährung zu reformieren

Das Wachstum von Bitcoin kann daher nicht ewig weitergehen. Dem Ökonomen Herbert Stein wird der Satz zugeschrieben: "Wenn etwas nicht ewig weitergehen kann, hört es auf." Nur wird dies im Fall von Bitcoin nicht automatisch passieren. Was also tun?

Letztendlich haben die Bitcoin-Miner, die das Digitalgeld mithilfe energieintensiver Spezialcomputer erzeugen, es selbst in der Hand, die Digitalwährung auf umweltfreundliche Verfahren umzustellen - einfach per Software-Update. Dass sie es nicht tun, liegt daran, dass sie um ihre Gewinne bei der Geldschöpfung fürchten.

Sie brauchen daher einen gehörigen Tritt in die richtige Richtung, am besten mithilfe von Steuern. Es ist selbstverständlich, dass Alkohol oder Benzin besteuert werden - warum sollte dies nicht auch für CO₂-intensive Digitalwährungen gelten? Eine Abgabe kann sowohl die energiehungrige Erzeugung von Bitcoin treffen, den Umtausch in harte Währungen oder auch die Herstellung und die Einfuhr von Hardware für Bitcoin-Farmen. Auf diese Weise würden Bitcoin-Nutzer an den Umweltschäden beteiligt, die sie mitverantworten, und der Staat könnte einen Teil der exorbitanten Gewinne in sinnvollere Dinge investieren.

Einfach wird dies nicht, um wirksam zu sein, wäre ein international abgestimmtes Vorgehen nötig. Jedoch dürfte kaum ein Staat ein großes Interesse an der Energieverschwendung haben, an neuen Einnahmen umso mehr. Vielleicht könnte Bitcoin ja auf diese Weise doch noch Gutes bewirken - und die Welt ein wenig näher zusammenrücken lassen.

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