News-Meldung

des LandesSportBundes Niedersachsen

- Forschungsprojekt SicherImSport: Start der Online-Befragung bei Vereinsmitgliedern ab 16 Jahren in Niedersachsen

Der LandesSportBund (LSB) Niedersachsen und seine Sportjugend beteiligen sich mit weiteren neun Landessportbünden an der größten deutschen Breitensportstudie „SicherImSport – Sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt im organisierten Sport – Häufigkeiten und Formen sowie der Status Quo der Prävention und Intervention“.

Sie wird federführend vom Landessportbund NRW gefördert und von der Bergischen Universität Wuppertal sowie dem Universitätsklinikum Ulm durchgeführt. Die anonymisierten Forschungsergebnisse sollen mithelfen, die künftige Präventionsarbeit im organsierten Sport gemeinsam weiterentwickeln zu können. Fokus der aktuellen Studie ist der Breitensport, 2016/17 hatten die Universitäten mit der Studie „Safe Sport“ sexualisierte Gewalt im Leistungssport untersucht. Die online-Befragung läuft bis Ende August. Erste Ergebnisse werden Ende 2021 erwartet.

Das Forschungsprojekt gliedert sich in zwei Module. Im ersten Modul, an dem sich der LSB und seine Sportjugend beteiligen, geht es um die Erfassung von Erfahrungen sexualisierter Grenzverletzungen, sexualisierter Belästigung und Gewalt in Sportvereinen im Rahmen einer Online-Befragung von Sportlerinnen und Sportlern in Sportvereinen im Alter ab 16 Jahren.
Gefragt wird hier, ob die im LSB gestarteten Angebote des Projektes Schutz vor sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen im Sport: Prävention, Intervention, Handlungskompetenz  2011 – 2020 bekannt sind und welche ergänzenden Hilfs- und Präventionsangebote zum Thema Gewalt und Missbraucht gewünscht werden.

Im zweiten Modul wird der aktuelle Stand der vorhandenen Maßnahmen zur Prävention und Intervention in den Landessportbünden erhoben. Auf einer qualitativen Ebene zielt dieses Modul außerdem auf die Rekonstruktion von Fällen sexualisierter Gewalt. Hierzu werden qualitative Interviews mit beteiligten Akteuren geführt und mehrperspektivisch rekonstruiert. Die gewonnenen Erkenntnisse aus verschiedenen Perspektiven sind hochgradig relevant für die Interventionspraxis.

Statements:

„Viele Sportvereine und Landesfachverbände haben sich im Rahmen unseres Projektes ‚Schutz vor sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen im Sport: Prävention, Intervention, Handlungskompetenz‘ sehr für den Schutz von Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen vor Gewalt engagiert. Dennoch wissen wir aus Studien mit Leistungssportlerinnen und –sportlern, dass es weiterhin häufig auch in Sportvereinen zu Gewalt und Grenzverletzungen kommt. Bislang fehlen jedoch Studien dazu, welche Aspekte die Entstehung von sexualisierter und anderen Form von Gewalt im gemeinnützig organisierten Vereinssport begünstigen können und wie die Vereine und regionalen Verbände mit Fällen von Grenzüberschreitungen umgehen. Diesem Mangel wollen wir mit der Teilnahme an der online-Befragung entgegenwirken. 

Reinhard Rawe, Vorstandsvorsitzender des LandesSportBundes Niedersachsen

„Die Teilnahme an dem Forschungsprojekt ist für uns ein wichtiger Baustein zur Weiterentwicklung unseres landesweiten Beratungs- und Unterstützungssystem, das wir mit den Sportbünden und lokalen Fachberatungsstellen aufgebaut haben: Wo müssen wir in den Beratungen von Vereinsvorständen noch sensibler werden?, Wie können wir Betroffene noch besser ermutigen Hilfe in Anspruch zu nehmen und wie können wir notwendige Hilfsstrukturen verbessern?. Ich rufe ganz besonders die Sportjugenden und Jugendorganisationen der Landesfachverbände auf, die Info zur Befragung an die ihnen bekannten jungen Menschen weiter zu geben.  

Reiner Sonntag, Vorsitzender der Sportjugend Niedersachsen

„Wir freuen uns, dass wir uns als Landessportbund und Sportjugend Niedersachsen an der größten Deutschen Breitensportstudie beteiligen und niedersachsenspezifische Daten erhalten werden. Die aus unserer Sicht überfällige Studie wird einen wesentlichen Beitrag dabei leisten, wenn es darum geht, Sportorganisationen als verlässliche und sichere Orte insbesondere für Kinder und junge Menschen, zu stärken. Jede Stimme zählt, damit wir gute valide Ergebnisse erhalten. Ich wünsche mir, dass wir Sportjugenden und J-Teams niedersachsenweit junge Menschen ermutigen können, sich rege an der Befragung zu beteiligen.“

Carolin Giffhorn, Vorstandsmitglied der Sportjugend Niedersachsen und der Deutschen Sportjugend 

Zur Online-Befragung „SicherImSport – Sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt im organisierten Sport – Häufigkeiten und Formen sowie der Status Quo der Prävention und Intervention“.

Bisherige Maßnahmen des LandesSportBundes Niedersachsen und seiner Sportjugend:

  • Verabschiedung der Umsetzung des Projektes Schutz vor sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen im Sport: Prävention, Intervention, Handlungskompetenz  2011 – 2020 im Präsidium LSB 2010, auf dem Landessporttag 2010, auf der Vorstandssitzung der Sportjugend Nds. 2010, auf der Vollversammlung der sj Nds. 2010 (Maßnahmen des Projektes 2011 – 2020: 7789)
  • Satzungsänderung LSB 2011: LSB, Aufnahme Thema in Satzung
  • Richtlinienänderung LSB 2011, Durchführungsbestimmungen für die Qualifizierung und Lizensierung von ÜL C Breitensport sportartübergreifend(1. Lizenzstufe), ÜL B Sport in der Prävention (2. Lizenzstufe), Vereinsmanager/in C/Qualifix Seminare (1. Lizenzstufe): Erhalt der Lizenz nur bei Unterschrift der Verhaltensrichtlinie (VRL) zur Prävention von sexualisierter Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit des Sports, Aufnahme der Inhalte in die jeweiligen Ausbildungen, Lizenzentzug bei Verstoß gegen VRL
  • Schulung von Lehrreferent/innen seit Ende 2011 für die Arbeit in den e.g. Ausbildungsbereichen: seither ca. 140 Lehrreferenten geschult
  • Einrichtung der Clearingstelle Mai 2011: seitdem ca. 140 Beratungsanlässe
  • Einrichtung sogenannter Tandems  (seit Mitte 2015, Zusammenschluss Fachberatungsstellen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt mit Vertretungen aus Sportbünden/Sportjugenden) zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Schutzkonzepten in den Sportvereinen der jeweiligen Landkreise – (derzeit in 19 Landkreisen, 4 weitere im Aufbau)
  • Verein(t) zum Schutz gegen sexualisierte Gewalt im Sport - AUSGEZEICHNET (seit Juli 2019) – Schutzkonzeptentwicklung in Sportvereinen durch Tandems: Entschließt sich der Sportverein zur Installierung eines Schutzkonzeptes, so beginnt der Prozess verbindlich mit dem Baustein Positionierung. Es folgen die Baustein Risikoanalyse,  Schulung der Übungsleitenden, Schulung und Bekanntmachung von Vertrauenspersonen, Verhaltensregeln/Beschwerdeverfahren, Verfahren bei Vorfall/Verdacht. Angestrebt wird die Verschriftlichung eines Schutzkonzepts, dass die Präventionsarbeit im Sportverein verbindlich regelt und die Ergebnisse des Prozesses sichert. Nach der Umsetzung der Bausteine und dem Abschluss des Beratungsprozesses erhalten die Sportvereine eine Auszeichnung in Form einer Plakette sowie einem Geldbetrag in Höhe von € 1.000,-[1] für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Auszeichnung hat eine Gültigkeit von 4 Jahren, außerdem besteht die Möglichkeit zur Verlängerung um jeweils 2 Jahre.
  • Auszeichnung SV Vorwärts Nordhorn – Jugendabteilung (Pilotprojekt ) September 2020
  • Sportvereine in Auszeichnungsprozess: 21
  • Schulung von Vertrauenspersonen für die Arbeit in Sportvereinen/ Landesfachver-bänden (seit 2015): bisher ca. 90 geschulte Vertrauenspersonen (Ansprechpersonen für Kinder, Jugendliche, Eltern, Übungsleitende, Bindeglied zum Vorstand und zur örtlichen Fachberatungsstelle)
  • Unterstützung in der Schutzkonzeptentwicklung (seit 2018): Landesfachverbände (Tennis, Tischtennis, Judo – weitere Anfragen liegen vor), OSP, LOTTO-Sport Internat, Leistungssport – Standort Hannover, Ferienzeltlager Langeoog (2016)
  • Umsetzung des dsj-Stufenmodells bis Ende 2021
  • Printmaterialien für Sportvereine: Broschüren für Mädchen/Jungen, Leitfaden "Sport im Verein - ja sicher" , Infoflyer AUSGEZEICHNET, Kinderrechteplakate
  • Curricular und Arbeitshilfen für Lehrreferent/innen, Tandems (AUSGEZEICHNET)
  • Planung und Durchführung zentraler Fachveranstaltungen und Arbeitstagungen

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