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Druck von Corona-Leugnern Weltwirtschaftsforum sagt Sitzungen wegen Todesdrohungen ab

Verschwörungsgläubige halten die Coronapandemie für erfunden – und das Weltwirtschaftsforum für den Urheber der angeblichen Inszenierung. Nun hat der Hass aus dem Netz reale Folgen.
Das Logo des Weltwirtschaftsforums in Davos

Das Logo des Weltwirtschaftsforums in Davos

Foto: DPA

Beim nächsten Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos im Januar entfallen die öffentlichen Sitzungen. Die Entscheidung sei gefallen, weil es zuletzt wiederholt Todesdrohungen von Verschwörungsideologen gegen Mitarbeiter des Weltwirtschaftsforums gegeben habe, berichten mehrere Schweizer Medien.

»Morddrohungen sind an der Tagesordnung«

Da beim Open Forum die breite Öffentlichkeit Zugang hat, sei es schwieriger, die Sicherheit zu gewährleisten – also werden die Panels gestrichen. Außerdem sollen die bereits enormen Sicherheitsvorkehrungen weiter verstärkt werden.

»Morddrohungen sind an der Tagesordnung, es wurde ungemütlich«, sagt WEF-Direktor Alois Zwinggi. »Wir konnten uns nicht vorstellen, dass wir im Fadenkreuz von Verschwörungstheoretikern landen könnten.« Täglich gebe es mehrere Dutzend Fälle.

In »Querdenker«-Kreisen und bei anderen Verschwörungsgläubigen ist eine Erzählung rund um das Weltwirtschaftsforum seit Pandemiebeginn weit verbreitet. Demnach sei das Coronavirus entweder gar nicht real oder nur gezüchtet, damit angeblich Geheimgesellschaften und Eliten eine autoritäre Weltregierung anstreben können – die »New World Order«. Der Name der angeblichen neuen Weltordnung wird eng mit dem Weltwirtschaftsforum verknüpft: Das Forum hatte die Initiative »Großer Neustart« verkündet, um die Staatengemeinschaft nach der Pandemie zu mehr Kooperation und einem besseren Klimaschutz zu bewegen.

Das Open Forum wird seit 2003 am Rande der Hauptveranstaltung in einem Schulgebäude in Davos organisiert. Auf dem Panel kommen Vertreter von Organisationen, Künstlerinnen, Musiker und andere Persönlichkeiten mit führenden Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft und mit Politikerinnen und Politikern zusammen. In der Vergangenheit besuchten unter anderem Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai, der »Black Eyed Peas«-Sänger Will. I. Am und die Forscherin Jane Goodall das Forum.

Die diesjährige Ausgabe des Weltwirtschaftsforums war wegen der Pandemie ausgefallen. Vom 17. bis 21. Januar soll es nun unter dem Motto »Zusammen arbeiten, Vertrauen wiederherstellen« wieder stattfinden.

mrc/AFP
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