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SEPTEMBER

2016

Wohnen und leben mit Ecken und Kanten

BAUVERBOT BESSER WOHNEN UPCYCLING TRAUM VOM LANDHAUS ERNTE DIE STADT STADT MACHT SATT


INHALT

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WERKEINSICHT a Besser wohnen mit Bauverbot! a

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ANDERS WOHNWERKEN a Das Recht auf eine angemessene Wohnung a

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BEWEGT WERKEN a The German Dream vom Tiny House a

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GEMEINSAM WERKEN a Fünf Jahre ohne Geld a

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GRÜN WERKEN a Der Garten der Druiden a


WERK

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KRAFT

EN

MIT KRAFT WERKEN a Bauen ohne Ballast a

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SMART WERKEN a Dein Haus, das intelligente Wesen a WERK

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EN SELBST

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ESSWERKEN a Stadt macht satt a

104 GRILLWERKEN a Oktober-Fest-Party a 118

WERKSCHAU a Ausstellung: Faszination des 3D-Drucks a

04 06 121

EDITORIAL a WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? a IMPRESSUM a

wohnwerken.de_September 2016

Foto: contrastwerkstatt – Fotolia.com


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JUTTA JUNGE CHEFREDAKTION


EDITORIAL

Auf den Punkt gebracht: „Anders wohnen“, nicht „schönes Wohnen“ steht im Mittelpunkt unseres neuen Magazins wohnWERKen. Wir zeigen Ihnen wohnen und leben links und rechts vom Mainstream – mit Ecken und Kanten. Mit Blick auf anderes Wohnen und das Wohnen anderer. Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Und spiegelt die An- und Einsichten der Zeit wider, in der wir leben. Nachhaltigkeit, Sustainability, und verantwortungsvoller Umgang mit unseren Ressourcen gehören ebenso dazu wie die zunehmende Individualisierung unserer Wohn(t)räume. Denn Wohnen ist mehr als die Hochglanz-Welten, die uns täglich begegnen. Wohnen ist wohnwerken.de_September 2016

nicht immer schön, aber markant, manchmal auch abseitig und außergewöhnlich. Wir lassen Autoren und Blogger, die Geschichtenmacher der Gegenwart, zu Wort kommen. Sie erzählen von dem, was sie bewegt: Lässt sich mit einem Bauverbot letztlich besser wohnen? Wie sieht der Alltag von jemandem aus, dem Obdachlosigkeit droht? Warum entscheidet sich ein junger Mann fünf Jahre ohne Geld zu leben? Wie kann die Großstadt Menschen satt machen? Kann man aus einem abbruchreifen Haus ein nachhaltiges, energieautarkes Zuhause machen? Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung mit dem Blick auf das Besondere. Ihre

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WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? wohnWERKen ist ein digitales Magazin mit Lesestücken verschiedener Autoren. In ihrem Stil, mit ihren Worten. Als digitales Magazin bietet wohnWERKen mehr als eine gedruckte Zeitschrift: E ingebunden sind Videos, ­ 6

Bilder und Links mit ergänzenden und zusätzlichen Infor­mationen, Tipps und Hinweisen.

SYMBOLE IM MAGAZIN

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N E N H O W


Bild: Natalia Klenova - Fotolia.com

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T H C I S N I E

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Besser

wohnen mit

Bauverbot Text: Daniel Fuhrhop

Bauen scheint beinahe so natürlich wie atmen. Darum verwundert die Forderung, das Bauen zu verbieten, sie provoziert und birgt doch einen wahren Kern, denn es gibt starke Argumente gegen Neubau. Zurück zum INHALT

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lesezeit 4 min


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Bild: Daniel Fuhrhop

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WERK

T H C I S N I E Geht es ohne Neubau?

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Neu bauen schadet ökonomisch. Das beweisen Prestigeprojekte mit explodierenden Kosten, etwa die Elbphilharmonie Hamburg, Stuttgart 21 und der Flughafen BER. Aber sogar kleine Städte leisten sich neue Museen und Theater, während ihre alten Kulturhäuser verfallen. Das schadet auch ökologisch, denn wir sollten besser unsere Altbauten sanieren und die in ihnen gespeicherte „graue Energie“ nutzen: Ein Haus völlig neu zu bauen verbraucht immer viel Energie, selbst bei einem vermeintlich ökologischen Passivhaus. Das ist obendrein teuer, und so bringen Neubauten höhere Mieten mit sich als die meisten Altbauten. Bauen ist darum unsozial.

Suchen nicht schon jetzt viele Menschen dringend Wohnungen, vor allem in den Metropolen, und nun kommen auch noch die Flüchtlinge? Auf diese Fragen hin sollte man zunächst überlegen, ob uns Neubau bisher geholfen hat: Seit Jahrzehnten bauen wir pausenlos und haben darum immer mehr Häuser, und doch heißt es ständig, es sei zu wenig. Dass Neubau dieses Problem nicht löst, zeigt ein Blick auf die Fakten: In den letzten zwanzig Jahren wurden in Deutschland sechs Millionen zusätzliche Wohnungen gebaut, obwohl die Zahl der Einwohner sich nicht änderte! Würden wir noch wohnen wie vor zwanzig Jahren, so stünden jetzt sechs Millionen Wohnungen frei, in


13 Bild: ilkerce

die zwölf Millionen Menschen einziehen könnten.

Bauwut vs. Bauverbot Der Bauwut zum Trotz sind mancherorts Wohnungen knapp. Die Gründe dafür: wie wir wohnen, wo wir wohnen wohnwerken.de_September 2016

lik - Fotolia.

com

und wie wir mit unseren Altbauten umgehen. Würden wir deren Möglichkeiten besser nutzen, dann bräuchten wir keine Neubauten. Verwenden wir die „Werkzeuge, die Neubau überflüssig machen“. Zu ihnen gehört es, Abriss zu vermeiden und Leerstand zu bekämpfen.


WERK

T H C I S N I E

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Dafür können wir uns manches von den Niederlanden abschauen, die zeitweise Hausbesetzungen nachträglich legalisierten. Doch gute Ideen für alte Häuser finden wir auch in Deutschland, etwa im westfälischen Hiddenhausen: Wer dort ein leerstehendes Haus kauft und selbst dort einzieht, dem zahlt die Gemeinde im Programm „Jung kauft Alt“ einen Zuschuss. Einen Teil davon gibt sie zu Beginn für ein Gutachten zum Bauzustand, und danach fließt sechs Jahre lang Fördergeld, am meisten an Kinderreiche.

Nun kann man sagen, ein solches Programm beantworte noch nicht unsere Wohnungsfrage. Aber „Jung kauft Alt“ gibt es inzwischen in mehr als fünfzig Kommunen. Noch besser wäre es, wir würden das Programm auf fünfhundert Städte und Gemeinden ausweiten. Und so verhält es sich mit vielen Werkzeugen, unsere Häuser besser zu nutzen: Was sich an einem Ort bewährt, sollte man bundesweit einsetzen.

Neue Wohnformen Überall sollten wir neue Formen des Zusammenwohnens erproben. Wir leben nun mal nicht mehr in den Großfamilien von früher, mit drei Generationen unter einem Dach; stattdessen bilden Singles in den Großstädten über die Hälfte der Haushalte. Aber nicht jeder Fortsetzung auf Seite 16 F


Jung kauft Alt Den alten Ortskern beleben – das ist Ziel des Förderpro­ gramms Jung kauft Alt. Denn an den Dorfrändern entste­ hen immer mehr Neubau­ gebiete. Der Dorfkern verwaist. Die ostwestfälische Gemein­ de Hiddenhausen beschloss, nicht länger in Baugebiete am Ortsrand zu investieren. Stattdessen geht die Gemein­ de gegen den Leerstand im Bestand an: Familien, die

einen Altbau in der Dorfmitte kaufen, erhalten Zuschüsse und für jedes Kind einen Bonus. Für ihr Engage­ ment wurde die Gemeinde von der Standort­initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Mehr über das Förderpro­ gramm Jung kauft Alt finden Sie auf der der Website der Gemeinde Hiddenhausen. Übrigens: Auch viele andere Gemeinden bieten inzwi­ schen das Förderprogramm Jung kauft Alt an.

Bild: Gemeinde Hiddenhausen, Christian Grube

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T H C I S N I E

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will wirklich allein wohnen. Es gibt viele neue Wohnformen, in denen Menschen mehr oder weniger viele Räume teilen. Mal geht es nur um gemeinsame Gästezimmer, anderswo um Gemeinschaftsküchen, wieder andere gründen eine Wohngemeinschaft und teilen das Wohnzimmer oder sogar das Bad. Die Wünsche unterscheiden sich und man sollte niemanden zu etwas zwingen, aber es gibt viele Menschen, die manches teilen würden – und dadurch weniger Fläche pro Person benötigen. Zusammenrücken können wir auch in Einfamilienhäu-

sern, in denen oft nur noch einer allein wohnt, und wo darum Millionen Räume leer stehen. Manche Kommunen fördern es, diese in Einliegerwohnungen umzuwandeln, mit eigener Haustür und eigenem Bad. Von sich aus machen das nur wenige Eigentümer, aber mit Rat und Hilfe lässt sich mancher darauf ein.

Um-Bau statt Bau Umbau muss man so professionell angehen wie Neubau: Reden, vermitteln und werben. Die Kommunen sollten ihre Bauabteilungen in Umbauabteilungen verwandeln. Es gibt noch viel mehr Werkzeuge, Häuser anders und


Bild: Daniel Fuhrhop

besser zu nutzen: Flächenmanager für Büros; Umzugsberater und Umzugsprämien für alle, die in kleinere Wohnungen ziehen; und ein Dutzend Möglichkeiten, die regionale Ungleichheit zu bekämpfen, indem wir manche Orte attraktiver machen und an anderen Orten den Boom bremsen. All diese Werkzeuge haben ein Ziel, das mindestens so wichtig ist wie die ökonomischen und ökologischen Vorteile der Altbauten: Leere Häuser wieder beleben und dadurch unsere Städte lebendiger machen, damit wir dort besser wohnen. O wohnwerken.de_September 2016

Über den Autor Daniel Fuhrhop wandel­ te sich vom Architektur­ verleger, der vor allem über Neubauten publizierte, zum Buch­autor des Beststel­ lers Verbietet das Bauen!, Bauverbot- und Stadtwand­ ler-Blogger, der sich gegen den Neubau wendet. Die in­ tensive Beschäftigung mit Bauen und Architektur ließ ihn zu der Einsicht kommen, dass es so nicht weitergehen kann. www.verbietet-das-bauen.de

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ANDERS

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Bild: MEV


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DAS RECHT

auf eine angemessene Wohnung

Text und Bilder: Eva-Walitzek-Schmidtko

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lesezeit 6 min


ANDERS

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Heidi Z. sucht eine Wohnung. Aus ihrer alten muss die 52-Jährige ausziehen. Zehn Jahre hat sie in den zwei Zimmern unterm Dach gelebt. Jetzt hat der Vermieter ihr gekßndigt, weil Hunde in dem Haus nicht erlaubt sind.


„Motte ist mein Baby, meine Familie ...“ 21

Ihren Hund wird Heidi auf keinen Fall weggeben: „Motte ist mein Baby, meine Familie“, sagt sie und fügt hinzu. „Ehe ich mich von ihr trenne, gehe ich wieder auf die Straße.“ Denn auch ins Wohnheim kann sie wohnwerken.de_September 2016

mit Motte nicht – dort sind Tiere nicht erlaubt.

Platte machen Auf der Straße hat Heidi mehrere Jahre gelebt, Platte


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gemacht, wie es heißt. Damals, Ende der 90er Jahr, wurde sie zum ersten Mal obdachlos. Ihr Partner, mit dem sie zusammenlebte, hatte die Wohnung gemietet und bezahlt. Als er eine andere Frau hatte, zog sie aus – und hatte kein Dach mehr überm Kopf. „Alleine hätte ich mir die Wohnung ohnehin nicht leisten können“, stellt Heidi fest. Eine Zeit lang übernachtete sie mit anderen Wohnungslosen in einer Scheune, als einzige Frau. Die Gruppe bot ein Stück Sicherheit – mehr nicht. „Nachts hat sich jeder in seine Ecke gelegt, morgens mussten wir all unsere Sachen zusammenpacken und losziehen. Es gab damals in Heidelberg eine Anlaufstelle, wo man duschen und sich auch mal aufwärmen konnte“, erinnert sie sich. Natürlich gab’s auch gute Tage. Doch das Leben ohne Wohnung ist hart – und ohne Drogen oder Alkohol kaum zu ertragen. „Man trinkt,

um sich dicht zu machen, um alles nicht so richtig wahrzunehmen“, sagt Heidi. Inzwischen ist sie clean und trinkt nur noch wenig Alkohol. Über Goslar kam Heidi um die Jahrtausendwende nach Hannover. Zuerst lebte sie in einem Frauenwohnheim – gemeinsam mit einer anderen Frau in einem Zimmer: Bett, Spind, Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbad. Keine Privatsphäre, keine Möglichkeit, die Tür hinter sich zuzuschließen. Auch deshalb griff sie zu, als sie ihre jetzige Wohnung fand: über einen Aushang beim Straßen-Magazin Asphalt, das sie verkauft.

„Eigentlich ist es ein Loch“ Besonders schön fand Heidi ihre Wohnung nie, doch besser als der Platz im Wohnheim war sie allemal. Dunkel ist‘s und durch die undichten


Holzpaneelen zieht es nicht nur, sondern es dringen auch Staub und Dreck in die Zimmer. Kein Wunder. Das Dach ist schlecht isoliert, unter der Paneele kommen die Dachziegel zum Vorschein. Im Winter ist die Wohnung in der vierten Etage nur schwer zu heizen, wenn im Sommer die Sonne scheint, wird es unterm Dach schnell brütend heiß. Nach einem Wasserschaden musste der Laminatboden rausgerissen werden, seitdem gehen und stehen Heidi und

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ANDERS

ihr Mitbewohner auf blankem Estrich. Auch die Möbel haben gelitten, als die Wohnung unter Wasser stand. Die hatten ihre besten Zeiten ohnehin schon hinter sich. Bei ihrem Einzug vor zehn Jahren konnte Heidi mit einem Bezugsschein Möbel in einem Sozialkaufhaus erwerben – gebraucht. Jetzt

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ANDERS müssten sie dringend ersetzt werden. „Eigentlich ist es ein Loch“, beschreibt Heidi die Wohnung.

335.000 Menschen in 2014 ohne Wohnung 24

In Deutschland waren 2014 nach Schätzungen der BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W) ca. 335.000 Menschen ohne Wohnung – etwa 18 % mehr als 2012. Weitere 172.000 Haushalte waren unmittelbar vom Verlust ihrer Wohnung bedroht. Da es in Deutschland keine Wohnungslosenstatistik gibt, sind nur Schätzungen möglich. Etwa 39.000 Menschen machten Platte, d. h. sie lebten ohne jede Unterkunft auf

Aber weil sie nicht weiß, wie lange sie noch bleiben darf, macht sie nichts mehr. Vieles bleibt einfach liegen – Bekannte lässt sie deshalb nur noch ungern hinein. „Ich fühle mich dort einfach nicht mehr wohl. Die Wohnung hat nichts mehr mit mir zu tun –

der Straße. 2012 waren es nur etwa 26.000. Etwa 86.000 Wohnungslose waren weiblich; der Frauenanteil liegt bei 28 % und ist seit 2012 um 3 % gestiegen. 71 % der wohnungslosen Menschen sind laut BAG W alleinstehend, 29 % leben mit Partnern und/ oder Kindern zusammen. Die BAG W rechnet damit, dass die Zahl der wohnungslosen Menschen bis 2018 auf 536.000 steigt. Denn nach ihren Schätzungen fehlen mindestens 2,7 Millionen kleine Ein- bis Dreizimmerwohnungen.


und das sieht man auch“, sagt sie und fügt hinzu: „Denn ich bin eigentlich ein ordentlicher Mensch.“

Unsicherheit lähmt Die Unsicherheit, wie es weitergeht, macht ihr zu schaffen. Aber daran, dass sie sich in ihren zwei Zimmern nicht mehr Zuhause fühlt, sind auch zwei Einbrüche schuld. „Beim zweiten Einbruch wurden alle Schränke durchwühlt und Schubladen herausgerissen“, erzählt sie. Dass der Einbrecher dabei ihr gespartes Geld gestohlen hat, war für Heidi nicht das Schlimmste, belastender ist das Gefühl, dass jemand in der Wohnung eingedrungen ist, ihre Sachen durchwühlt hat. „Wenn man auf der Straße lebt, muss man so was in Kauf nehmen. Wenn man eine Wohnung hat glaubt man, dass man sicher ist“, sagt sie. Ein trügerisches Gefühl. wohnwerken.de_September 2016

Handicap Hund Auch deshalb bemüht sie sich seit Monaten, eine neue Wohnung zu finden – bislang vergeblich. Es gibt zu wenige kleine bezahlbare Wohnungen – und wer wie Heidi Grundsicherung bezieht, hat bei vielen Vermietern schlechte Karten. „Manchmal heben sie die Mieten ein bisschen über den Satz, damit niemand von uns anruft“, mutmaßt Heidi. Dass sie einen Hund hat, ist ein weiteres Handicap bei der Wohnungssuche. Motte zu verschweigen, wie ihr manche raten, kommt nicht in Frage. „Ich möchte nicht mit einer Lüge in mein neues Wohnleben starten.“ Am Geld liegt‘s nicht, dass die Wohnungssuche für Harz-IV-Empfänger so schwierig ist: Da das Sozialamt die Miete zahlt, sind pünktliche Mietzahlungen gewährleistet. „Vielleicht halten sie uns für asozial“, meint Heidi. Sie selbst

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ANDERS

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kommt finanziell mit Grundsicherung, einer kleinen Rente und den Einnahmen aus dem Asphalt-Verkauf gut über die Runden. An vier Tagen in der Woche steht Heidi an der Lister Meile und verkauft das Straßenmagazin. „Ich habe viele treue Stammkunden“, sagt sie. Eine Kundin hat ihr sogar ihr sogar ihr Gästezimmer als vorübergehenden Unterschlupf angeboten, falls sie keine Wohnung findet. Aber Heidi will niemandem zur Last fallen und nicht stören. Dank Asphalt könnte sich Heidi sogar eine Miete leisten, die etwas über dem vom Sozialamt bezahlten Höchstsatz von rund 420 Euro liegt. Doch das will sie nicht. Denn sie möchte lange in der neuen Wohnung bleiben. „Ich muss auch an

die Zeit denken, wenn ich nicht mehr arbeiten kann und diese Einnahmen wegfallen“, sagt sie. Mietschulden hat sie nicht – und das soll auch in der neuen Wohnung so bleiben.

Bescheidene Wohnwünsche Maximal 49 Quadratmeter erlaubt das Amt. Heidi wünscht sich zwei Zimmer mit Küche und Bad – und weil das Treppensteigen ihr nicht so leicht fällt, sollte die Wohnung im Erdgeschoss oder in der ersten Etage liegen. „Eine Wohnung mit Balkon wäre super, muss aber nicht sein“, sagt sie. Hell sollte die Wohnung auf jeden Fall sein, damit auch Pflanzen gedeihen. Denen war’s in ihrer jetzigen Wohnung zu dunkel. Auch wie sie ihre neue Wohnung einrichten will, weiß Heidi schon: „Ich möchte eine graue Couchlandschaft mit weißen Schränken und ein weißes Side-


board für den Fernseher.“ Diesmal sollen es keine gebrauchten Möbel sein. Um sich neu einzurichten, hat sie etwas Geld gespart. Allzu viele Einrichtungsgegenstände möchte sie nicht anschaffen und auch

aus der alten Wohnung will sie nicht allzu viel mitnehmen. Von vielem „Krimskrams“ will sie sich ganz bewusst trennen. „Ich will nicht mehr so viele Sachen anhäufen wie bisher.“ O

Update Wir haben nachgefragt: Heidi Z. ist noch immer auf Wohnungssuche.

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Über die Autorin Eva Walitzek-Schmidtko arbeitet seit 30 Jahren überwiegend freiberuflich als Journalistin, Pressereferentin und Autorin. In ihrem Blog „Time to fly“ berichtet sie über ihre Aktivitäten, Hobbys und ihre Lebensphilosophie. https://timetoflyblog. wordpress.com wohnwerken.de_September 2016


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EN T G E W BE

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Bild: Katharina Jäger | Medienagentur Hallenberger, Tischlerei Christian Bock, alexbrylovhk - Fotolia .com


THE GERMAN DREAM VOM TINY HOUSE Tiny Houses – das sind mobile Häuschen, die in den USA schon seit Jahrzehnten beliebt sind. Christian Bock hat eine deutsche Interpreta­tion geschaffen: kein »American Dream«, sondern ein »German Dream«. Text: Thomas Vahle Bilder: Hallenberger lesezeit 4 min

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EN T G E W BE

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Bild: Katharina Jäger | Medienagentur Hallenberger, Tischlerei Christian Bock

Freiheit und Abenteuer Wer träumt nicht davon, durch die Welt zu ziehen, Neues zu erleben, alles Sehenswerte

anzuschauen? Toll, sicherlich. Aber es gibt so viele Dinge, die dagegensprechen. Allein das gewohnte Heim fehlt uns doch schon meistens nach einigen Tagen. Schön wäre es, wenn Fortsetzung auf Seite 32 F


n b e rg e r | ina Halle t is r h C : Bild Bock Christian i e r le h c Tis

gentur H Mediena

allenberg

er,

Über den Macher Christian Bock ist 47 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Tischlermeister ist er seit 1992, einige Jahre später – 1999 – entschloss er sich zur Selbstständigkeit. Die Zwischenstationen waren einige Aufenthalte im Ausland oder auch die Arbeit mit Drogenabhängigen. In seinem Betrieb beschäftigt Bock zwei Gesellen und zwei Auszubildende. Er und seine Leute mögen es, neue Ideen umzusetzen. Dazu zählt unter anderem ein wohnwerken.de_September 2016

Holz-Kanu, für das die Tischlerei die Materialien liefert, damit der Kunde es selbst zusammenbauen kann. In einem Seniorenheim ist gerade ein Kochwagen für die Arbeit mit Demenzkranken zur Erprobung im Einsatz. Was hat er vor, wenn ihm die Ideen und die Arbeit ausgehen? „Dann fahre ich mit meiner Frau und den Kindern in unserem Tiny House durch die Gegend“, sagt er. www.bock-tischlerei.de

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EN T G E W BE

»Im Gegensatz zum Wohnwagen ist im Tiny House kein Kunststoff verbaut.« 32

man das Zuhause mitnehmen könnte. „Unser Tiny House bietet die Möglichkeit, das Heim an die Anhängerkupplung zu hängen“, erzählt Tischlermeister Christian Bock aus Braunau bei Bad Wildungen. Auf vier mal zwei Metern bietet das Holzhaus auf Rädern zwar nicht allen Luxus, aber zumindest ein Gefühl von Zuhause. Ein kleines Wohnzimmer, Kochgelegenheit, Toilette – alles ist da. Geschlafen wird oben, direkt unterm Dach. Am Heck schließt sich eine kleine Terrasse an. Die bietet immerhin Platz für zwei Stühle und zwei Kaffeetassen. Und wenn im Winter dann auch noch das Holz im Ofen knackt, dann kann man es wohl kaum gemütlicher haben.

Mal hier, mal dort Bock ist laut eigenen Aussagen immer gern und viel unterwegs


Bild: Katharina Jäger | Medienagentur Hallenberger, Tischlerei Christian Bock

gewesen. Ursprünglich stammt er aus Lütjenburg in Schleswig-Holstein. Urgroßvater, Großvater und Vater waren Tischler. Seine Ausbildung hat er im nahe gelegenen Eutin gemacht. Danach zog es ihn in die Welt. Als Geselle hat er viel in der Schweiz gearbeitet, war mal hier, mal dort. Als er in Bad Wildungen die Meisterschule besuchte, hat er im Ort seine spätere Frau kennengelernt. „So bin ich dann sesshaft wohnwerken.de_September 2016

geworden“, sagt der 47-Jährige. Es folgt der übliche Lebenslauf: Heirat, Selbstständigkeit, Kinder, Haus ... Was immer geblieben ist, das war die Reise­lust. „Ich wollte mobil, aber trotzdem zu Hause sein. Was mir da zuerst in den Kopf kam, war ein Zirkus- oder Bauwagen“, erzählt Bock über die Ursprünge seiner Idee, die über die Jahre immer weiter reifte.

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EN T G E W BE Die Idee aus den USA

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Tiny House hat jetzt eine eigene Website.

Die Idee der Tiny Houses, also winzige Häuser, stammt eigentlich aus den USA. Ein instabiler Arbeitsmarkt und die Weite des Landes verlangen vielen Amerikanern eine Menge Flexibilität ab. Da kann ein Haus auf Rädern sehr nützlich sein. „In amerikanischen Dimensionen können wir hier allerdings nicht bauen“, sagt Bock. Und so hat er sein Tiny House für europäische Straßenverhältnisse konzipiert. Der Prototyp entstand auf einem handelsüblichen Anhängerfahrgestell.

Bild: Christina Hallenberger | Medienagentur Hallenberger, Tischlerei Christian Bock


Vier Meter ist das Häuschen hoch. Doppelte Wände mit dicker Dämmung – selbstverständlich alles ökologisch – sorgen für ein gesundes Klima im Innenraum. „Hier ist kein Plastik verbaut, und das macht den Unterschied zum üblichen Wohnwagen“, sagt Bock stolz. Die Kehrseite der Konstruktion ist allerdings ihr Gewicht. Drei Tonnen bringt das Tiny House auf die Waage. Da wird die Auswahl an Zugfahrzeugen schon kleiner, der Familiengolf reicht nicht. „Der Schwerpunkt liegt auf Wohnen, nicht auf ständigen Standortwechseln“, sagt Bock. Und wohnen lässt es sich in dem hellen Holzhäuschen tatsächlich gut. 0 wohnwerken.de_September 2016

Bild: Hamacher

»Unser TinyHouse bietet die Möglichkeit, das Heim an die Anhängerkupplung zu hängen.«

Über den Autor Thomas Vahle ist stellvertretender Chefredakteur der genau, Zeitung für Tischler Schreiner Deutschland. Mit Themen rund ums WERKen beschäftigt er sich nicht nur aus beruflichen Gründen. Eine persönliche Leidenschaft ist sein Haus, Baujahr 1906, an dem er selbst werkelt. vahle@schluetersche.de

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36 Bild: raphaelfellmer.de


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Von einem, der auszog, die Welt l(i)ebenswerter zu machen.

FÜNF JAHRE OHNE GELD

Text: Raphael Fellmer

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„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“

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Bild: raphaelfellmer.de


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Mohandas Gandhi sagte: „Sei

du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Aber was bedeutet das in der komplexen Zeit, in der wir leben? Wir alle tragen heute durch unser Handeln mehr Verantwortung als irgendeine andere Generation vor uns. Der Spruch „Global denken und lokal handeln” ist aktueller denn je. Denn wir leben in Zeiten des größten Wandels der Menschheit und Gandhis Leitsatz gewinnt von Generation zu Generation mehr Bedeutung. Aber was bedeutet „Veränderung” für jeden einzelnen von uns? Wie wichtig ist es, dass wir unserem Herzen folgen und das tun, wofür wir brennen? wohnwerken.de_September 2016

Mein Anteil an der Veränderung Vor sieben Jahren gründete ich Locomotive Organisation und wollte damit die Welt verändern. Bewusstsein für Umweltund Sozialthemen schaffen. Menschen ermutigen, ihren Weg zu gehen. Sich nicht von Politik, Gesellschaft oder Geld manipulieren zu lassen. Auf die innere Stimme zu hören, ihr und der Welt zu vertrauen. Ich war der festen Überzeugung, damit das Bestmögliche zur Veränderung der Welt beizutragen.

Leben ohne Geld Schließlich verließ ich meine damalige Komfortzone. Eineinhalb Jahre später lagen 7.000

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Bild: raphaelfellmer.de


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G km per Anhalter hinter mir und meinen zwei Freunden auf unserer geldfreien Reise von Holland nach Mexiko. Machbar war das Unternehmen dank der bedingungslosen Hilfe von Hunderten Menschen. Wir überquerten auf einem kleinen Segelboot den Atlantik. All die wunderbaren Erlebnisse und das Vertrauen, das uns auf dieser unvergesslichen Reise geschenkt wurde, haben mein Weltbild nachhaltig gewandelt. Mein Ziel war weiterhin, die Welt zu verändern, aufgrund der gemachten Erfahrungen wollte ich es nun auf andere Weise tun: Ohne Geld, ohne eine Organisation und ohne Bankkonten begann mein geldfreies Leben.

Vegane Lebens- und Ernährungsweise Auch mein Lebensstil änderte sich: Ich folgte meinem Herzen und löste mich von konditionierten Verhaltensmustern, Ängsten und Vorstellungen. Nach Jahren des Zweifelns und Haderns habe ich mich von meiner kulturgeprägten Ernährung gelöst und mich entschlossen, keine tierischen

Bild: raphaelfellmer.de

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Bild: Stephan Benz

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Schauen Sie das Video über Raphael Fellmer und Foodsharing an! Produkte mehr zu essen. Ich konnte es schlichtweg nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, einfach weiter zu essen wie es mir von meinen Eltern vorgelebt wurde, diesen von ihren Eltern usw. Ich wollte nicht länger über den in fast allen Religionen und ethischen Traditionen vorhandenen Grundsatz: „Behandle

andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“ hinwegsehen, sondern ihn mit meinem Handeln in Einklang bringen. Ich liebe Tiere und wollte nicht mehr für das Sterben von 60 Milliarden Tieren, die wir jedes Jahr ermorden lassen, mit verantwortlich sein. Ich entschloss mich aus ethischen, gesundheitlichen


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und Umweltschutzgründen nicht mehr bei dem größten Klimakiller mitzuwirken, der zerstörerischen Industrie, die mittlerweile über 70 Prozent der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche beansprucht. Ich entschloss mich, mich fortan pflanzlich, also vegan zu ernähren. Ich konnte selbst nicht verstehen, dass ich wohnwerken.de_September 2016

so lange gebraucht hatte, um meinem Herzen zu folgen und mit meinen Traditionen zu brechen – obwohl ich mich seit Jahren für eine friedliche Welt, in der alle Menschen genügend zu essen haben, einsetze. Aber es ist zu spät, Dingen hinterherzuhängen, die wir nicht gemacht haben. Es ist zu spät, Pessimist zu sein.


„Containern“ Meine liebste Frau Nieves und ich wurden Eltern und fanden nach der Rückkehr nach Europa bei Berlin ein Zuhause, wo wir kostenfrei leben konn-

ten. Jahrelang „containerte“ ich, rettete Essbares aus Mülleimern, um auf die immense Lebensmittelverschwendung in Europa aufmerksam zu machen. In Europa werden etwa 50 Prozent der

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Bild: raphaelfellmer.de


Gegen die Verschwendungssucht Fortan hielt ich Vorträge und gab Interviews. Und ich entwickelte zusammen mit meinem Freund Raphael Wintrich die Plattform lebensmittelretten. de, die später mit der Plattform foodsharing.de, auf der überschüssige Lebensmittel von Privat mit Privat geteilt werden können, fusionierte. Die Bewegung breitete sich im gesamten deutschen Sprachwohnwerken.de_September 2016

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Lebensmittel verschwendet. Dann nahm ich meinen Mut zusammen und suchte den Dialog mit den Supermärkten, anstatt immer nur gegen sie zu wettern und für die Verschwendung verantwortlich zu machen. Ich wollte das „Lebensmittelretten“ für alle Menschen möglich machen. Legal und in Kooperation mit dem Handel, statt gegen ihn.

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raum rasant aus. Und obwohl (oder gerade weil) sich alle ausschließlich ehrenamtlich für weniger Verschwendung einsetzten, war der Erfolg gigantisch. Mittlerweile kooperieren über 2.500 Betriebe großer Handelsketten, wie Kaufland, und Hunderte inhabergeführte Bäckereien, Restaurants und Marktständen mit foodsharing.de. 19.000 Foodsaver konnten bei 380.000 Abholungen bereits über fünf Millionen Kilogramm Lebensmittel vor der Tonne bewahren. Nach fünfeinhalb Jahren Geldstreik spürte ich, wie meine mittlerweile vierköpfige Familie durch mein Dogma kein Geld an- bzw. auszugeben, an ihre Grenzen stieß. Ich gab meinen Grundsatz der Geldfreiheit auch auf, weil ich feststellen

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Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut und Mut ist der Schlßssel zur Veränderung. 46

Bild: raphaelfellmer.de


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musste, dass ein Geldstreik keine dauerhafte Lösung für meine Familie und auch für die Mehrheit der Menschen sein konnte – obwohl ich Unglaubliches dadurch bewegt hatte. Ich legte mein Korsett ab und öffnete mich für Veränderung, für Neues. Oft müssen wir Gedanken, Konventionen oder Bräuche loslassen, um Neues anpacken zu können.

Neue Wege beschreiten Ich wollte mich ganz auf die Internationalisierung von foodsharing.de konzentrieren, auf das Konzept und das dazugehörige Werkzeug, die Online-Plattform. Yunity sollte allen Interessierten weltweit wohnwerken.de_September 2016

kosten- und werbefrei zur Verfügung stehen. Ich glaubte immer noch an die Möglichkeit, die dafür notwendige, global genutzte Software ohne Geld entwickeln und betreuen zu können. Sieben Monate später stellte ich fest, dass dies eine Illusion war. Obwohl ich zusammen mit Dutzenden Menschen alles versuchte, die Plattform ohne finanzielle Mittel zu realisieren, wurde mir klar, dass ein solch großes Projekt in diesem Rahmen nicht professionell und nachhaltig umsetzbar war.

Blick in die Zukunft Ich kam wieder an meinen Ausgangspunkt zurück und gründete eine neue Organisation

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namens Sharecy. In dieses Projekt fließt nun mein gewonnenes Wissen. Manch einer mag denken, dass die letzten sieben Jahre verschwendet seien. Ich glaube aber daran, dass alles, was passiert ist, einen Sinn hat und ich nun aus einem viel größeren Erfahrungsschatz heraus wirken kann. Zurzeit arbeiten wir am Aufbau, an der Entwicklung und am Launch von Sharecy als kosten- und werbefreie Multisaving- und Sharing-Plattform. Auf diese Weise wollen wir Ressourcen maximal nutzen, Menschen zusammenbringen und Synergieeffekte erzeugen. Und Initiativen des Wandels in ihrem Wirken unterstützen. Ziel ist es,

die größte Datenbank für Allgemeingüter zu werden. Die Plattform soll u. a. eine verbesserte Software für die bestehende foodsharing. de-Community mit 150.000 NutzerInnen schaffen und den kostenlosen Support dafür erbringen. Weltweit Lebensmittel und anderen Ressourcen, z. B. Kleidung, Bücher, Blumen, Elektronikartikel usw. retten. Informationen und geografische Angaben zu allen möglichen Dingen, Fähigkeiten, Räumlichkeiten, zu essbaren Bäumen, Essenskörben, kostenlosen Veranstaltungen, Bücherkisten, WLAN usw. liefern, die von den Usern abgefragt, aber auch gepostet werden können. O


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Bild: raphaelfellmer.de

Wir alle hängen an Dingen, Glaubenssätzen, Paradigmen und Gewohnheiten. Aber es ist nie zu spät diese zu überdenken, über den Haufen zu werfen und neue Wege zu gehen. Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut und Mut ist der Schlüssel zur Veränderung. Wir wissen nicht was auf uns zukommt, wenn wir unsere Komfortzone verlassen, aber wenn wir uns nicht auf den Weg machen, wird es keine Veränderung geben.

Über den Autor Raphael Fellmer lebte fünf Jahre im Geldstreik, um Bewusstsein für die Verantwortung zu schaffen, die wir alle für Hunger, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung tragen. Er ist Autor, Blogger und Mitgründer von foodsharing. de. Durch sein Engagement, durch Vorträge und Medienauftritte ist er eine anerkannte Instanz für die Kultur des Teilens gegen Verschwendung und Überfluss geworden. www.raphaelfellmer.de Informationen zum Buch „Glücklich ohne Geld!“ von Raphael Fellmer und kostenloser Download.

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DER DRUIDEN

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GARTEN 50

geheimes

Kräuterwissen Text und Bilder: Katuschka


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Der Rauch von Heilkräutern wirkt schneller als Kräutertee. Doch dieses Wissen ging mit den Druiden, den alten Ägyptern und den Hexen des Mittelalters verloren.

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Bild: behewa - Fotolia .com


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Baldrian


Alle alten Kulturen räucherten mit Pflanzen. Überliefert ist, dass die Ägypter vor allem in den Tempeln räucherten: morgens Weihrauch, nachmittags Myrrhe und am Abend eine legendäre Räuchermischung namens Kyphi. Dieses Kyphi-Räucherwerk bestand aus zwölf Zutaten, u. a. Kardamom, Lemongras, Myrrhe, Weihrauch, Sandelholz, Rosenblätter, Wacholderbeeren, Zimt. Dazu kamen noch Rosinen, Rotwein und Honig. Man sagte diesem Räucherwerk nach, das es regelrecht die Sinne „vernebele“, Ruhe, Ausgeglichenheit und einen erholsamen Schlaf bringe. Überliefert ist, dass der griechische Militärarzt Dioskurides (1. Jh.) diese Mischung als Arznei-Räucherung bei Asthma empfahl. wohnwerken.de_September 2016

Geister, Dämonen und Hexen Im Mittelalter räucherten die Menschen bei Krankheiten oder zur Desinfektion. Auch Körper und Seele sollten auf diese Weise in Einklang gebracht werden. Mit Räucherungen versuchte man böse Geister, Dämonen und Hexen zu vertreiben. Wurde man von schlechtdenkenden Menschen „berufen“ und „beschrien“, mussten diese negativen Energien schnell beseitigt werden. Dafür wurde „Berufkraut“ oder „Beschreikraut“ verwendet. Nach damaliger Vorstellung konnte das Negative durch einen Zauberspruch auf diese Pflanzen übertragen werden. Das echte Berufkraut hat einer ganzen Korbblütergattung den botanischen Namen gegeben.

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Andere Berufkräuter sind z. B. Leinkraut, Sumpfschafgarbe und Rainfarn. Vor allem in der Alpenregion räucherten die Menschen, um den Naturgewalten beizukommen. Zum Schutz gingen sie mit einer Räucherpfanne von Raum zu Raum und räucherten auch den Viehstall und den Hof. Bündel aus der Brennnessel am Dachgiebel und Dachoder Hauswurz auf dem Dach sollten vor Unbill schützen.

Altes Wissen heute nutzen Für ein Räucherwerk können Kräuter, Hölzer, Beeren und

Harze in der Natur gesammelt, aber auch im eigenen Garten angepflanzt werden. Niemals vergessen: Wenn diese Pflanzen aus der Natur genommen werden, sollten Sie darauf achten, dass es sich dabei nicht um geschützte Pflanzen handelt. Wie zum Beispiel der Wacholder. Genauso sollten immer noch Pflanzen stehen bleiben. Die gesammelten Kräuter oder Pflanzenteile werden getrocknet. Dazu werden Bündel gebunden und kopfüber aufgehängt oder kleinere Teile in Lagen geschichtet. Dabei dürfen sie nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. Abschließend werden die getrockneten Pflanzen zerkleinert und dunkel aufbewahrt.


Zutaten für die Räucherung • Feuerfeste Schale • Kohletabletten • Sand • kleine Zange, beispielsweise eine Zuckerwürfelzange. Die Schale wird zur Hälfte mit dem Sand befüllt, Waldboden

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eignet sich dazu am besten und ist authentisch. Auf die Erde oder den Sand wird die Kohletablette, die man im Handel kaufen kann, gelegt. Die Kohle wird angezündet, sodass sie gut durchglüht und leicht weißlich wird. Nun kommt das Räucherwerk mithilfe einer Zange auf die glühende Kohle. Nur sehr kleine Portionen auf die Glut setzen!

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Fichtenharz, Wacholderbeeren, Salbei und Holunderbl체ten wirken desinfizierend. Dem Wacholder sagt man nach, dass er die 채lteste R채ucherpflanze 체berhaupt sei.

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Huflattich


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N GRÜN E magische Wirkungen Die Wurzeln des Baldrians stärken die Intuition und fördern das Traumbewusstsein. Dieses Räucherwerk hält „Energievampire“ auf Abstand. Es hilft bei Ängsten und innerer Unruhe. Beifuß lindert Krämpfe während der Menstruation, Nervosität und körperlicher wie seelischer Schwäche. Er baut bei einer Räucherung ein Schutzschild um uns und fördert unsere Hellsichtigkeit und unser Feingefühl. Die Wurzeln der Engelwurz stärken das Selbstvertrauen und führen zum Ursprung zurück. Mit Engelwurz werden alte Häuser ausgeräuchert, um die negativen Energien, die sich durch die Bewohner dort wohnwerken.de_September 2016

angesammelt haben, aufzulösen. Fichtenharz in geräucherter Form hilft Lustlosigkeit und Antriebsschwäche zu bewältigen. Positive Wirkung auf die Atemwege bei starkem Husten. Fördert die Durchblutung und heilt seelische Wunden. Huflattichblüten lassen die Sonne in unser Herz. Sind wir verbittert oder ist die Liebe eingerostet, eignet sich dieses Räucherwerk. Der Rauch der getrockneten Blätter des Huflattichs hilft bei Husten und Heiserkeit. Ingwer löst Blockaden und regt den Energiefluss an. Kann vorbeugend gegen Krankheiten verräuchert werden. Dient Menschen, die einen stressigen Alltag haben. Sie können dadurch abschalten und zu innerer Ruhe kommen. Kritik

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können wir besser verarbeiten und sind eher bereit, diese positiv anzunehmen. Johanniskraut ist der Star unter den Räucherkräutern. Um das Kraut ranken sich viele

Geschichten und Mythen. Bei Unruhe, depressiver Verstimmung, Angst und bei Liebeskummer zu verräuchern. Kühlt sehr starke Energien etwas herunter, hilft klarer zu den-

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Schafgarbe


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N GRÜN E ken und zu handeln. Verleiht Standfestigkeit. Gesammelt wird das Johanniskraut am 24. Juni, weil es dann seine stärkste Wirkung hat. Kamillenblüten entfalten ihre heilende Wirkung bei Unwohlsein, Verspannungen jeglicher Art und bei Entzündungen. Sie fördern die zwischenmenschliche Harmonie. Die getrockneten Blüten der Königskerze vermitteln Klarheit und Harmonie. Reinigen schlechtes Karma und helfen, überschüssige Energien zu entladen. Lavendel wirkt klärend und reinigend auf Körper und Geist. Lindert Appetitlosigkeit und leichte Depressionen. Fördert die Inspiration und steigert das Selbstbewusstsein, hilft in der Selbstfindung. wohnwerken.de_September 2016

Melisse entfaltet seine positiven Eigenschaft bei Unruhe, Kreislaufbeschwerden und Schmerzen. Die Räucherung schützt vor negativen Energien. Trägt dazu bei, den Blickwinkel zu verändern und gelassener Probleme anzugehen. Der Rauch des Rosmarin sorgt für Konzentration und hilft müden Menschen wach zu werden. Er steigert aber auch die Phase des Verliebtseins. Löst festgefahrene Probleme und hilft bei der Trauerbewältigung. Salbei fördert die Konzentration. Der Rauch lindert Fieber, seelische und körperliche Verspannungen und wirkt positiv bei Infektionskrankheiten, weil dem Salbei eine desinfizierende Wirkung nachgesagt wird.

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Schafgarbe fördert die Weisheit und begleitet den Schlaf. Die Räucherung sorgt dafür, dass wir uns nach einer langen Nacht noch am nächsten Tag an unsere Träume erinnern können – wichtig für die

Traumdeutung. Schafgarbe wirkt beruhigend. Sie stellt ein Gleichgewicht zwischen Geist und Körper her. Thymian hilft bei hartnäckigem Husten und wirkt keimtötend. Er löst Ängste und berei-

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Wacholder Bild: Christian Pedant - Fotolia.com


Fazit Das Räuchern mit Pflanzen schafft Raum für neue Energien. Hat eine energetische und reinigende Wirkung auf Geist und Körper. Stärkt und aktiviert Abwehrkräfte. Fördert innerer Ruhe und Gelassenheit. Bringt Körper und Geist in Einklang und wirkt somit heilend auf den ganzen menschlichen Organismus. Und ein bisschen Mystik gehört auch dazu. O wohnwerken.de_September 2016

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tet auf gesteckte Ziele vor. Gibt die benötigte Ruhe um zu entspannen. Gibt Kraft, um nicht vor Problemen davonzulaufen, sondern sie tatkräftig zu lösen. Wacholderbeeren werden getrocknet, zerkleinert oder im Ganzen als Räucherung verwendet. Desinfizierende Wirkung auf den Raum und den Körper. Ein Wacholderstrauch links an die Haustür gepflanzt, schützt das Haus und seine Bewohner vor negativen Energien.

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Über die Autorin Bloggerin und E-BookAutorin Katuschka, Katja Kröger, beschäftigt sich seit ihrer Kindheit mit Wildkräutern, Magie, Steinen und allem, was dazugehört. Sie bezeichnet sich nicht als Hexe, sondern als einen Menschen, der die Natur versteht, mit ihr lebt, sie respektiert und akzeptiert. Mit ihrem Blog möchte sie altes Wissen teilen. www.celticgarden.de

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BIld: grafikplusfoto – Fotolia.com


BAUEN OHNE BALLAST Mit Naturprodukten, Upcycling und

vielen frischen Ideen werkeln diese Bauherren an ihrem umweltfreundlichen Landhaus-Traum. Text und Bilder: Denny Gille lesezeit 8 min

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Ein hölzerner Gartentisch,

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drei alte weiße Stühle – mitten auf der grünen Wiese. So nah an der Natur brunchen die Ewalds am liebsten. Das Wasser kommt aus der Karaffe, Brot und Brötchen sind aus Vollkorn. Insekten fliegen surrend vorüber. „Ich liebe das“, sagt Jörg Ewald und beißt in ein veganes Mettbrötchen. Silke Ewald hat es frisch aus Reißwaffeln, Tomatenmark und allerhand Gewürzen zusammengemischt. Es schmeckt überraschend gut. „Wir sind absolute Genussmenschen“, sagt Silke Ewald. Und beim Genießen ist das Unternehmerpaar anspruchsvoll: Genuss und Gewissen gehören für sie zusammen. „Wir wollen mit der Natur leben, nicht gegen die Natur“, erklärt die 53-jährige Bauherrin.

ungewöhnliches Hobby Nach diesem Grundsatz bauen die beiden Hannoveraner ihren

Landsitz in Mecklenburg-Vorpommern aus: ein 200 Jahre altes Bauernhaus auf einem 6.500 Quadratmeter großen Grundstück. Gefunden haben sie es durch Zufall. Dabei half ein ungewöhnliches Hobby des Dachdeckermeisters Jörg Ewald: Seit 20 Jahren pachtet er Dächer, um sie mit Photovoltaik-Anlagen zu bestücken. Ein Projekt mit dem er seine Umgebung ein Stück lebenswerter machen will. „In Hannover gibt es keine freien Dächer mehr, also haben wir unseren Suchradius erweitert“, sagt der Solarpionier. Östlich der Elbe ist das Paar fündig geworden. Ihr Langhaus steht in einem kleinen Dorf zwischen Dannenberg und Ludwigslust. Seine Grundfläche: 290 Quadratmeter. „Erst wollten wir es nur für die Solar­ anlage nutzen“, erinnert sich Ewald. „Aber es hat in uns gebrodelt, hier konnten wir so viel gestalten.“


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Video über das Projekt und seine Menschen.

Strom für die halbe Nachbarschaft Damit legte das Paar auch gleich los. Zunächst haben sie den alten Dachstuhl mit zusätzlichen Balken stabilisiert. Die Dachflächen des Hauses haben eine Ost-West-Ausrichtung wohnwerken.de_September 2016

– beide Seiten hat der Dachdecker nahezu vollständig in effiziente monokristalline Solarmodule gehüllt. Sie sind ganz in das Dach eingelassen und ersetzen die Dachziegel. Rund um die schwarz-glänzenden Solarpaneele schließen schwarze Schieferplatten das


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Dach ab. 34 Kilowatt leistet die Solaranlage. Das reicht für die halbe Nachbarschaft. „Wir erzeugen Strom für zehn Haushalte“, sagt der 54-Jährige. Unabhängigkeit ist den beiden Bauherren wichtig. Das fängt bei der Energie an. Strom wird nur aus dem öffentlichen Netz genutzt, wenn die Solaranlage gerade keinen liefert. Verschiedene mobile Solarleuchten sorgen überall im Außenbereich für Licht wo es gerade

gebraucht wird. Und das Brot aus eigener Herstellung kommt nicht aus dem stromfressenden Brotbackautomaten, sondern wird im Garten gebacken – über brennenden Scheiten im selbstgebauten Lehmofen.

Gesunde Baustoffe aus der Natur Lehm spielt auch im Haus eine wichtige Rolle. Sechs Tonnen haben die Ewalds davon mittlerweile verar-


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beitet. In den bereits sanierten Räumen hat Silke Ewald damit die Wände verputzt. Damit der Lehm nicht aussandet und von der Wand rieselt, hat die Maurerin ihn mit einer Mischung aus Magerquark und Weißkalkhydrat angestrichen. Das soll Bakterien und Schimmel fern halten. „Deswegen

N E T F A MIT KR wurden mit dieser Mischung früher Stallungen gekalkt“, sagt sie. Für das Landhaus ist Lehm der ideale Baustoff. Das viele verbaute Holz ist ein dynamischer

Experiment Kompostklo Bei ihrer Vision vom minimalinvasiven Leben schreckt das Paar auch vor ausgefallenen Ideen nicht zurück. Ein Versuchsprojekt haben die Bauherren in einem noch nicht ausgebauten Scheunenteil des Hauses eingerichtet. Hier verrichtet eine Komposttoilette ihre Dienste. „Sie hat sich als praktisch und hygienisch erwiesen – und es stinkt nichts“, sagt Silke Ewald. Das Funktionsprinzip der Toilette ist recht simpel. Sie trennt flüssig von fest, führt das Flüssige in einen wohnwerken.de_September 2016

eigenen Behälter ab, die Feststoffe werden mit Sägespäne bedeckt. Ergebnis: Düngemittel. „Wir sparen damit tausende Liter Trinkwasser und entlasten unsere Klärgrube“, sagt Ewald. Bald wollen die Bauherren komplett auf das Konzept Kompostklo umsteigen.

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Baustoff. Es quillt, schrumpft und arbeitet – das ist für statische Baustoffe wie Zement ein Problem. Lehm hingegen wird damit problemlos fertig. Außerdem kann er Feuchtigkeit gut aufnehmen und so das Wohnklima regulieren.

Vom Dreck zum Wohnraum

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Zwei Zimmer haben die Ewalds bereits von Grund auf neu aufgebaut. „Da

fiel man vorher direkt in den Dreck“, sagt der Hausherr. Sie haben dem Boden eine dämmende Schicht aus Glasschotter spendiert und neue Dielen verlegt. Auch haben die Räume eine Geschossdecke bekommen, die vorher fehlte. So sind neue bewohnbare Räume entstanden. Die wurden anfangs noch durch Papptüren voneinander getrennt. „Furchtbar“, sagt Ewald. Die alten Papptüren hat er entsorgt. „In einer Ecke


Von Trödel bis Luxusgut Raum für Raum arbeiten sich die beiden nun vor. Im Kuhstall haben sie ihr Sommerschlafzimmer auf dem gepflasterten Steinboden ausgebaut – worauf früher

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lagen die tollen alten Holztüren noch rum“, erzählt der Unternehmer. „Wir haben sie wieder fit gemacht und gegen die Pappteile getauscht.“

N E T F A MIT KR die Kühe standen, steht heute ein Doppelbett. Vieles, was das Paar im Haus nutzt, hat es aus Wohnungsauflösungen oder vom Sperrmüll getrödelt. Mancher Einrichtungsgegenstand kommt direkt aus dem Wald, die Bezüge der Möbel werden selbst genäht. Das alles passt zum Stil des Hauses. Hier spart das Paar Geld.

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An anderen Stellen nicht: Steckdosen und Lichtschalter sind hochwertig aus Porzellan gefertigt, die KabelfĂźhrungen aus Metall, statt aus Plastikroh-

ren. „Wir haben uns einem Stil zwischen Tradition und Moderne entschieden. Wo es geht, nutzen wir Naturmaterialien statt KunstFortsetzung auf Seite 74 F


Der Deal gegen die Feuchtigkeit Feuchtigkeit war die große Schwachstelle des Hauses, als die Ewalds es übernommen haben. „Als meine Tochter unser Haus im Winter besuchte, wunderte sie sich, was an den Innenwänden so glitzert“, erinnert sich Jörg Ewald, „feine Rinnsale aus Eis.“ Eine Herausforderung für das Ehepaar, allerdings eine machbare. Als Maurerin und Bauingenieurin weiß Silke Ewald, wie sie damit umgehen muss. Das Abdichten des Daches war nur ein Schritt. Auch aus dem Boden zog das Haus Wasser. Der Grund: Als Fundament dienten eisenhaltige Raseneisensteine. Und die wohnwerken.de_September 2016

haben eine unangenehme Eigenschaft: „Die saugen Wasser wie ein Schwamm“, sagt Silke Ewald. Die Lösung. „Wir haben einen Deal mit dem Haus gemacht“, erklärt die Bauingenieurin. Ganz trocken könne man ein so altes Gebäude nicht bekommen. Also hat das Paar dafür gesorgt, dass das Wasser künftig nach unten durchgehen kann. Es darf mal feuchter werden, trocknet dafür aber auch schnell wieder. Dafür sorgt eine neue Bodenschicht aus Schaumglasschotter. Das ist ein gut dämmender Leichtbaustoff, aus aufgeblähtem Altglas, der kein Wasser ziehen kann.

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stoff“, sagt Ewald. Unterm Strich kommen die Bauherren im Jahr mit einem kleinen vierstelligen Betrag für die Sanierungsarbeiten aus.

Im mobilen Büro ins Wochenende Unschätzbar ist der Wert der eigenen Arbeitsleistung, die im Grundstück steckt. Im Sommer fahren die Ewalds praktisch jedes Wochenende von Hannover nach Mecklenburg. „Manche Büroarbeit erledige ich schon auf der Fahrt im Multivan“, sagt der Unternehmer. Einmal

angekommen starten die Bauarbeiten. So hat sich der große Außenbereich in einen Wohlfühlgarten mit vielen Rückzugsmöglichkeiten entwickelt. Gegenüber vom Haus ist ein geräumiger Freisitz mit offener Front entstanden. Die Rückwand aus Stein, der Boden aus Holz und das Dach ist begrünt. „Unter dem Boden und zwischen den Ritzen finden Eidechsen und Insekten Versteckmöglichkeiten“, sagt Ewald. Auf der anderen Grundstücksseite hat das Paar einen Badeteich angelegt. Direkt davor entsteht gerade eine Sauna.


Das Gelände haben die Bauherren in unterschiedliche Grünzonen eingeteilt. Was als Weg dient, trägt normalen Rasen. Auf einem anderen Areal haben sie die Humusschicht abgetragen. Dieser Bereich wird regelmäßig gekalkt. „Das ist unsere Wildblumenwiese. Die braucht mageren Boden“, sagt Ewald. Wühlmäuse und Maulwürfe bekämpfen die beiden nicht. Dort wo Nager ihr Pflanzkonzept zu sehr stören würden, haben sie Barrieren eingebaut. So ist ein Hochbeet für Gemüse und Kartoffeln entstanden, dessen Boden mit Vlies und Kaninchendraht ausgelegt ist.

Obst en Masse Himbeeren, Äpfel, Pflaumen, Sanddorn und Johannesbeeren wachsen in Fülle auf dem Grundstück. Die Ewalds nutwohnwerken.de_September 2016

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Von Magerwiese bis Hochbeet

N E T F A MIT KR zen was ihnen die Natur gibt. „Wir haben einen großen Eisschrank voll mit unserer Ernte“, sagt Silke Ewald. Das Obst wird pur gegessen oder kommt ins Müsli. Und an heißen Tagen gibt es selbstgemachtes Pflaumeneis. Das gibt Kraft für die nächsten Projekte. „In zwei Jahren fällt hier die Bombe“, sagt Jörg Ewald. Dann werden die nächsten Räume von Grund auf saniert. Mit neuen Böden, Holzdämmung, Solarthermieanlage und einem Lehmofen zum Heizen und für die Warmwasserbereitung. Danach wird das Paar den Bau und Ausbau der nächsten Etagen angehen. Wann wird das Bauprojekt bei all den Vorhaben abgeschlossen sein? „Niemals“, sagt der Unternehmer mit einem Lächeln. „Wir schaffen hier ein Projekt fürs Leben.“ O

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EN T F A R MIT K Ein Biotop zum Baden und Entdecken Hier fangen Schwalben Kaulquappen, Falken gehen auf Schwalbenjagd und hin und wieder streift ein Eisvogel über die ruhige Wasserfläche: Der Badeteich von Familie Ewald ist ein Magnet 76

für seltene Naturschauspiele. Auf einer Fläche von 240 Quadratmetern hat das Paar den Teich ausbaggern lassen. Maximale Tiefe: 1,5 Meter. Eine zwei Meter breite Flachwasserzone säumt den gesamten Teich. Hier gedeihen Pflanzen und die bieten


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Bild: Hamacher

reichlich Platz für diverse Lebewesen. Die Pflanzen sind nicht nur Lebensraum, sie erfüllen auch einen praktischen Zweck: „Sie ziehen die Nährstoffe aus dem Wasser“, sagt Ewald. „Das verhindert Algenwachstum.“ Für genügend Sauerstoff sorgt eine Umwälzpumpe, die das Wasser zu einem Wasserlauf an der Stirnseite des Teichs pumpt. Weit über das Ufer ragen die stabilen Dielen des selbstgebauten Stegs. Der ist zugleich Sonnendeck und mit seiner Holzleiter der Zugang in den Badeteich. Ein einziges Mal wurde das kleine Gewässer mit frischem Trinkwasser befüllt. „Seither hat es eine natürliche Wasserversorgung“, sagt Ewald: Von der Dachrinne des Landhauses führen Fallrohre unterirdisch direkt zum Gewässer.

ÜBER DEN AUTOR Denny Gille, 31 Jahre, ist Redakteur bei Norddeutschen Handwerk, der Wirtschaftszeitung der Handwerkskammern in Niedersachsen und Magdeburg. Er schreibt gern über kuriose Geschichten, Technik und Menschen mit dem gewissen Etwas. Am liebsten erkundet er die Republik auf ihren Rad­wegen – und geht dabei zu oft in Nahkämpfe mit dem Straßenbelag. gille@handwerk.com Kontakt zu Jörg Ewald www.ewaldbedachungen.de

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DEIN HAUS – INTELLIGENTE WESEN

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Text und Bilder: Stefan Heinle


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EN T R A M S Die neueste Wärmepumpentechnik für die Heizung. Eine offene und ergonomisch optimierte Küche. Modernste Dämmmaterialien und raumhohe Fenster mit Dreifachverglasung. Und dazu eine Elektro­ installation aus dem vor­ herigen Jahr­ tausend? Zurück zum INHALT

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lesezeit 5 min wohnwerken.de_September 2016

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„Wie passen die Komfortansprüche und eine veraltete Elektroinstallation zusammen?“ fragte ich mich vor fünf Jahren bei der Planung für unser Einfamilienhaus im Allgäu. Die Antwort und damit auch der Einstieg in die faszinierende Welt der Heimautomation war: „Das passt überhaupt nicht zusammen, es muss

doch mittlerweile auch eine moderne und zeitgemäße Art der Elektroinstallation geben.“ Die Zeit, die meiner Partnerin und mir während der Suche nach einem Architekten blieb, nutzte ich für erste Recherchen zum Thema intelligente Gebäudetechnik. Die Zwischenbilanz: Es gab bereits 2011 unglaublich viele Systeme mit Smart-


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EN T R A M S

Licht in den SmartHomeDschungel bringen

Home-Anspruch. Es schien, als ob täglich neue hinzukommen würden um ebenso schnell wieder zu verschwinden. Keine guten Voraussetzungen für eine moderne Elektroinstallation, die eigentlich 40 Jahre oder mehr funktionieren sollte.

Die Suche nach dem richtigen System Es musste also ein System sein, das bereits lange existiert, Robustheit und Zuverlässigkeit bewiesen hat und von möglichst vielen Herstellern unterstützt und aktiv weiterentwickelt wird. Mit diesen Anforderungen lichtete sich der Smart-Home-Dschungel sehr schnell und es blieb genau ein vielversprechen-

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der Kandidat übrig: KNX. KNX ist kein Hersteller, sondern ein internationaler Standard für Gebäudeautomation, mit mehr als 400 Herstellern weltweit und tausenden Produkten für alle erdenklichen Gewerke. Ohne die technischen Möglichkeiten, die sich damit eröffnen, im Vorfeld gekannt zu haben, war ich schnell überzeugt: So muss Gebäudetechnik heute aussehen. Ein Tastsensor an der Wand schaltet nicht nur Beleuchtung und bewegt Jalousien, sondern reguliert

auch die Raumtemperatur, bedient die Multiroom-Musik­ anlage und zeigt sogar Störmeldungen an. Präsenzmelder sorgen für vollautomatische Beleuchtungssteuerung, eine Wetterstation auf dem Dach generiert Windalarm und ermöglicht die licht- und temperaturabhängige Lamellenführung. Sensoren an den Fenstern und Eingangstüren erhöhen die Sicherheit und können die Bewohner gleichzeitig aktiv unterstützen, indem sie z. B. beim Verlassen des


Erste Gehversuche Wie aber findet man den Einstieg in die Technik, die dahintersteckt? Ich wählte den praktischen Ansatz und ersteigerte nach und nach über Online-Plattformen alle KNX-Geräte, die ich für einen kleinen Versuchsaufbau benötigte. Da noch jede Menge Zeit bis zum Baubeginn blieb, diente der Aufbau in der alten Wohnung dazu, die Technik hinter KNX kennenzulernen. Im Nachhinein war ich über diese Erfahrungen sehr froh wohnwerken.de_September 2016

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Gebäudes auf offenstehende Fenster hinweisen. Je mehr ich mich mit den Möglichkeiten beschäftigte, desto stärker stellte sich auch das Haben-Wollen-Gefühl ein. Anfangs noch sehr skeptisch, formulierte auch meine Partnerin immer weitere Wünsche: „Man könnte doch…“, „Ist es nicht möglich, dass …?“

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„Ist es nicht möglich, dass ...?“

Schauen Sie hier ein Video über KNX-Technologie.

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und die damals erworbenen Geräte übernehmen heute im fertigen Haus zuverlässig ihre neuen Aufgaben. Die Suche nach einem Elektromeister, der eine KNX-Installation plant und auch umsetzt, gestaltete sich hingegen weniger erfolgreich. Deswegen und auch um die Mehrkosten für eine intelligente Gebäudetechnik möglichst überschaubar zu halten, entschlossen wir uns, die Leerrohre und Installationsdosen nach eigenen Plänen zu verlegen. Ein folgenschwerer Schritt, wie sich in den anschließenden Wochen herausstellte ...

Die mitdenkende Küche

Knochenarbeit Man muss wissen, dass bei einer KNX-Verkabelung viele, wirklich sehr viele Leitungen und damit auch Leerrohre verlegt werden müssen. Die eigentliche Busleitung, die alle Sensoren und Aktoren miteinander verbindet, ist dabei noch der einfache Teil. Viel aufwendiger ist die weitestgehend sternförmige Leerrohrführung von Steckdosen, Beleuchtung und Motoren. Über viele Tage hinweg mussten wir erkennen: Das ist wirklich beinharte Knochenarbeit unter Zeitdruck, insbesondere dann, wenn man sich zwischen anderen Gewerken hindurchmogeln muss. Zum Glück hatten die Betonbauer und Zimmerleute viel Geduld und halfen sogar trotz eige-


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EN T R A M S nem Zeitdruck an der einen oder anderen Stelle noch mit. Bei besonders kniffligen Arbeiten unterstützten uns zudem zwei befreundete Elektromeister. Es stellte sich heraus, dass die beiden genau diese Tipps auf Lager hatten, die uns viel Mühe gespart hätten – wenn wir sie nur von Anfang an gewusst hätten. Irgendwann aber war dann auch das letzte Leerrohr gelegt, die Betondecken und Wände wurden gegossen, die Holzständerwände geschlossen und alle Leitungen eingezogen. Die Menge an Leitungen erforderte einen überdimensionalen Verteilerschrank im Technikraum und damit auch einige Tage für den Anschluss. Zu meiner Beruhigung war dieser Arbeitsschritt aber deutlich entspannter als die Rohbauarbeiten. wohnwerken.de_September 2016

Virtuelle Verkabelung Bereits ab diesem Zeitpunkt zeigten sich die Vorteile der intelligenten Elektroinstallation. Ist die Verdrahtung erst einmal abgeschlossen, werden die eigentlichen Funktionen des Gebäudes bequem in Software umgesetzt. Mit einer Inbetriebnahme-Software (der sogenannten ETS = Engineering Tool Software) werden alle KNX-Geräte, die sich im Hausbus-System befinden, parametriert. Jedem Busteilnehmer wird über die ETS vorgegeben, wann er was zu tun hat und auf welche Ereignisse er wie reagieren soll. Das können einfache Schaltaktionen bis hin zu komplexen Automatikfunktionen sein. Man kann sich das Parametrieren ein

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bisschen wie das Verlegen von virtuellen Leitungen vorstellen. So lassen sich einzelne Leuchten beispielsweise zu Gruppen zusammenfügen und virtuell mit einem beliebigen Taster „verdrahten“ – ohne jedoch zum Schraubenzieher greifen zu müssen oder den Verteilerschrank zu öffnen. Diese Flexibilität hatte mich von Anfang an begeistert, sie ermöglicht es, das Gebäude jederzeit an geänderte Lebensumstände oder Gewohnheiten

Der Bauherr stattete den Rohbau mit kilometer­ weise Leer­ rohr aus.

anzupassen. Zudem meine ich, dass kaum ein Bauherr in der Lage ist, sich nur auf dem Papier vorzustellen, wie er sein künftiges Zuhause bedienen möchte. Bei einer klassischen Elektroinstallation muss er das jedoch entscheiden, bevor er auch nur einen Tag darin gelebt hat. Die intelligente Gebäudetechnik hingegen passt sich an – jederzeit.

Unser Leben im Smart Home Wie sieht das Fazit nach drei Jahren im eigenen Smart Home aus? Zugegebenermaßen waren die Anstrengungen während der Planung und im Rohbau erheblich und ich habe sie deutlich unterschätzt. Heute jedoch, nachdem alles umgesetzt ist, würde ich auf den Komfort und die Flexibilität, die eine intelligente Gebäudesteuerung bietet, auf keinen Fall mehr verzichten wollen. Es sind die vielen


praktischen Funktionen im Alltag, die uns täglich aufs Neue freuen. Einer meiner Favoriten ist das Motorschloss, das die Haustür automatisch öffnet, wenn sich ein autorisierter Bewohner nähert. Der Schlüssel bleibt in der Tasche verstaut. Auch mit vollbepackten Händen kann das Haus übergangslos betreten werden und trotzdem haben wir auch bei Abwesenheit die Sicherheit, dass der Zugang stets elektromechanisch verriegelt ist. Abgesehen davon, dass meine Partnerin auch heute manchmal noch im Tiefschlaf von störrischen Leerrohren verfolgt wird, hat während der Umsetzungsphase alles prima geklappt. Alle Leitungen konnten eingezogen werden und das KNX-System verrichtet seinen Dienst einwandfrei. O wohnwerken.de_September 2016

Stefan Heinle ist DiplomIngenieur der Elektrotechnik und begeisterter Heim­ automatisierer. Er arbeitet hauptberuflich als Leiter im Bereich Software-Plattformen für sicherheitskritische Embedded-Systeme in der Luftfahrt. In seinem Blog beschäftigt er sich mit Heim­ automation und teilt seine Erfahrungen, die er während der Bauphase des eigenen smarten Heims sammelte. Außerdem hat er ein Buch geschrieben, das sich zum Standard-Werk für alle künftigen Heimautomatisierer entwickelt. www.heimautomation-buch.de

Bild: Heinle

Über den Autor

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Bild: bestphotostudio – Fotolia.com

Bild: Yvonne Bogdanski – Fotolia.com


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S ADT MACHT SA -

ERNTE DIE STADT Text: Anja Fiedler

Mit Essen Gutes für sich und die Zukunft tun. lesezeit 6 min Bilder: Frédéric Prochasson, endstern – Fotolia.com

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n der Stadt kommt das Essen aus dem Supermarkt und man muss dafür bezahlen – denkt man! Ist aber nicht so. Vor der Haustür eines jeden Städters liegt eine Schatz­ truhe voller Köstlichkei­ ten: Tannenspitzen, Goji- und Ebereschenbeeren, Äpfel, Wildkräuter... Sie sind schnell gepflückt und innerhalb kurzer Zeit zu Gelees, Senf, Sirup, Pestos oder Pickles verarbeitet. Beim Supermarkt oder Restaurant nebenan kann man gute Lebensmittel vor dem Müll „retten“ (z. B. über Foodsharing und die App „To good to go“) und selbst kleinste Flächen auf Fensterbänken, Balkons, an Zäunen, in Höfen und Parks werden durch Stadtgärtern in produktive Mini-Äcker verwandelt. Zusammen sind das viele Hektar, die das Leben in der Stadt nicht nur grüner, sondern auch umwelt- und

lebensfreundlicher machen. Wir ernten rund ums Jahr Kräuter aus unserem Fenstergarten; Salate, Kohlrabi, Mangold und Kohl wachsen in unseren Salatbäumen und Gemüsetürmen; Kartoffeln gedeihen im Sackgarten und manch öffentlichen Zaun habe ich durch Pflanztaschen mit essbarem Grün verschönert.

Soziale Skulpturen Seit sechs Jahren sammle und entwickle ich mit „Stadt macht satt“ Ideen, wie man sich in und von der Stadt ernähren und gleichzeitig Gutes für sich und die Zukunft tun kann. Wichtig für mich ist, dass es stadt-alltagstauglich ist, sprich, mit wenig Zeit, Wissen und Ressourcen von jedem realisiert werden kann und dass Menschen übers Essen ins Gespräch kommen. Ich nenne meine


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Video über das Projekt „Stadt macht satt“

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Bild: Uve Haußig

Arbeit „Kunst in Aktion“ oder „Soziale Skulpturen“, angelehnt an Joseph Beuys, der mit seiner Kunst Menschen anregen wollte, ihre Gesellschaft aktiv mitzugestalten. wohnwerken.de_September 2016

Stadternte macht Spaß und ist immer wieder überra­ schend: Wussten Sie beispielsweise, dass Karottengrün oder Kohlrabiblätter (unbedingt BIO!!!)


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Bild: Anja Fiedler

zu köstlichem Pesto werden? Hier finden Sie die Anleitung dafür. Abgeschnittene Wurzelteile von Karotten, Lauch, Frühlingszwiebeln, Fenchel und Ingwer – einfach ins Wasser gestellt – wieder nachwachsen? Hier finden Sie die Anleitung dafür.

Gemüse wachsen zu sehen und selbst zu kochen, ist besonders für Stadtkinder wichtig und ich freue mich jedes Mal, wie eifrig Kinder beim Pflanzen und Kochen dabei sind und aufblühen.


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Bild: Silke Schmidt

Apfelschätze Um ein besonderes Naturerlebnis, lokale Lebensmittelversorgung, geht es im Projekt Apfelschätze. Jährlich „rette“ ich mit kleinen und großen Pflückern Äpfel für monatelangen Selbstversorgung. Über 25 Tonnen habe wohnwerken.de_September 2016

e das i S n e u a Sch elf p A r e b Video ü n! schätze a

ich so aus Gärten, Parks, Plantagen und Alleen geerntet. Für individuelle Pflücktermine meldet man online als Besitzer seinen Baum und als Ernter seinen Bedarf an.


Bild: Silke Schmidt

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Mein neuestes Projekt heißt SKINFOOD. Skandale um verheerende Schadstoffe und Gifte in unseren Kosmetika ließen mich Alternativen recherchieren. Früher kam auch nur auf die Haut, was man auch essen konnte. Das wollte ich ausprobieren. Ich experimentierte mit meiner Familie, ob Lebensmit-

tel für unsere Körperhygiene taugen. Zugegeben, ich war skeptisch. Können überlieferte Rezepte Produkten, die von Firmen entwickelt und klinisch getestet werden, das Wasser reichen? Nach Monaten des Testens sind wir alle mehr als begeistert. Besonders seit ich mit der App codecheck.info regelmäßig Hygieneartikel


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scanne und schockiert feststellen muss, welche Inhaltsstoffe in selbst vermeintlichen „guten“ Produkten stecken. Inzwischen habe ich eine Sammlung von kinderleichten Rezepturen, die Lebensmittel innerhalb von ein bis fünf Minuten in „Skinfood“ verwandeln. Das macht Spaß, ist gesund und schont die Umwelt. Allein unser Frühstück bietet „Basics“ für viele Kosmetika: o Milch und alle anderen Milchprodukte reinigen, befeuchten und nähren die Haut, da sie eine ähnliche Zusammensetzung – Magnesium, Kalzium, Natrium, Kalium und Phosphaten – wie die Haut selbst haben. Schon Kleopatra wusste das und badete in Milch. o Mit einem Klacks Honig, der entzündungshemmend und beruhigend wirkt, wird aus Frühstücksmilch, -joghurt oder -quark eine Luxus­

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duschlotion. Ich nehme oft die letzten Reste aus der Packung. Das reicht für‘s Gesicht und manchmal sogar für eine Ganzkörperdusche. o Der übriggebliebene Schluck Kakao wird im Badewasser zur reichhaltigen Hautkur. o Ein paar Tropfen Grüner Tee mildert Augenringe und o und der Satz vom Mor­ genkaffee wird dank Koffein zum hautstraffenden Peeling und Cellulitismittel. o Ein Löffel vom Getreide­ müsli abgezwackt und aufgeweicht oder aufgekocht reinigt, entgiftet, peelt und vitalisiert die Haut. o Für sehr rissige Haut wird Gerste oder Kartoffel­ schale empfohlen.

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o Für den beliebtesten Lippenschutz meiner Freunde schmelze ich Öl, Bienen­ wachs und Honig zusammen. o Für die Haarwäsche gibt man je nach Haarlänge 1-3 EL Natrium auf einen halben Liter Wasser, schüttet es über die Haare, knetet und wäscht es dann aus. Roggenmehl eignet sich dafür auch sehr gut. o Der weltbeste Conditioner sind 1-2 EL Apfelessig auf ½ Liter Wasser. Meine Tochter hat so feine Haare, dass es sowohl morgens als auch abends zu – im wahrsten Sinne des Wortes – haarsträubenden Szenen kam. Jetzt erfreut uns der so zubereitete Superconditioner gleich mehrere Tage. o Auch die Resultate des Bier-Haarfestigers (Keine Angst: er riecht nicht!) und Honig-Haarfestigers

(Keine Angst: er klebt nicht!) können sich sehen lassen ; zugleich pflegen diese Festiger das Haar. o Für ein Deo vermische ich 1 Tropfen Teebaumöl mit Wasser oder je nachdem was die Jahreszeit und der Speiseplan an frischen Duftnoten hergeben: Zitronen, Orangen, Holunderblüten, Tannenspitzen, Kräuter, Rosen. Die desodorierende Wirkung wird durch die Zugabe von Salz, Natron oder Essig erzeugt. Natürlich wirken diese Deos nicht den ganzen Tag so wie Aluminium-Deos, die die Drüsen verkleben. Aber mit einem Sprühfläschchen in der Tasche ist man auf der sicheren Seite.


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Bild: rcfotostock – Fotolia.com

Küchenkosmetika sind Powermittel Statt konservierter Extrakte, die in gekauften Produkten enthalten sind, nehmen wir in der Küchenkosmetik selbstverständlich alles frisch und zu 100 Prozent. Dadurch sind die Kosmetika nicht lange haltbar. Weil die Herstellung aber nur einige Augenblicke benötigt wohnwerken.de_September 2016

und man meist alles im Haus hat, ist es ein Leichtes sich immer neue, kleine Vorräte zu anzulegen. Man muss sich nur dran gewöhnen, in die Küche zu gehen statt auf den Badsims zu greifen. Nach dem Motto „Gut kochen und aus den Resten die eigene Kosmetik herstellen“ möchte ich Ihnen hier meine drei Lieblingsrezepturen verraten:

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Bananennachtisch und Hautmousse Limoncello-Deo & -Drink Schale einer unbehandelten Zitrone 2 TL Zitronensaft 200 ml Wasser ½ TL Natron

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Zitronenschale, Saft und Wasser mischen, eine Stunde ziehen lassen, danach filtern. Für das Deo 100 ml des Suds in Zerstäuberflasche geben, Natron hinzufügen und schütteln. Hält ein bis zwei Wochen bei Zimmertemperatur. Für den Drink ein Schuss Wodka und Honig beimischen und kalt servieren.

1 Portion: 1 reife Banane (BIO) 1 TL Honig 2 EL Quark 70-100 ml Wasser 1 Hauch Natursalz Dieser Nachtisch bringt Leckermäuler und trockenste, beanspruchte Haut zum Strahlen. Kalzium, Kalium, Magnesium und Phosphate nähren, regenerieren und befeuchten die Haut. Ich mache eine ganze Schüssel zum Nachtisch und der letzte Löffel kommt dann zum Spaß für Groß und Klein als Maske und zur Reinigung ins Gesicht.


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ESS EN Gurken-IngwerGesichtstonic ½ TL fein geriebener Ingwer (BIO) 2 EL fein geriebene Gurke mit Schale (BIO) 1 TL kaltgepresstes Olivenöl 1 kleine Prise Natursalz 100 ml Wasser

Statt die erste, angetrocknete Scheibe einer Gurke auf den Kompost zu werfen, bereite ich daraus mein heilendes, besonders für irritierte Haut geeignetes Tonic vor. Alle Zutaten in ein Schraubglas füllen und gut schütteln, filtern und in Zerstäuberflasche füllen.

Bild: bestphotostudio – Fotolia.com

Bild: Natika – Fotolia.com

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ESS EN Fazit Aufgrund meiner jahrelangen Arbeit darf ich sagen, dass es als Städter ein absoluter Lebens- und Genussgewinn ist, seine LEBENs-MITTEL mal jenseits der Geschäfte zu besorBild: Anja Fiedler

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gen. Essen, Gärtnern, grüne Städte machen glücklich. Wir Städter können uns nicht gänzlich selbst versorgen, aber wo bewusst gekocht, geerntet und gepflanzt wird, gedeihen auch neue soziale, ökologische und ökonomische Ideen. Und so werden automatisch nicht nur unsere Städte „grüner“, auch unser Handeln wird grün. O


Bild: Uve Haußig

Tipps zum Nachmachen Bauanleitung Windowfarm Bauanleitung Gemüseturm Bauanleitung Sackgärten Rezepte zum Nachkochen und Nachmachen

Stadt macht satt wurde mehrfach u. a. von der UNESCO 2012/2013 und von der Zeit-Stiftung 2014 als vorbildliches Projekt ausgezeichnet, Kindern und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln zu vermitteln.

Über die Autorin Anja Fiedler ist Künstlerin, Kulturmanagerin und Social Entrepreneur. Sie verortet ihre Arbeit an der Schnittstelle von Kunst, Gesellschaft und Wirtschaft. Ihre Passion ist es, unterschiedlichste Menschen in Projekten zusammenzubringen, um neue Blickweisen, Ideen und Synergien zu schaffen. Insbesondere beschäftigt sie sich mit Ideen für einen anderen Umgang mit Ressourcen, neuen Formen des Wirtschaftens und Arbeitens sowie Gemeinwohl- und Bildungskonzepten. www.anja-fiedler.de

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OKTOBERFESTPARTY Text: SizzleBrothers

PASSEND ZUR JAHRESZEIT UND ZUM ORIGINALEN OKTOBERFEST IN MÜNCHEN HABEN WIR DEN GRILL FÜR SIE ANGEHEIZT. lesezeit 5 min, grillen dauert länger. Zurück zum INHALT

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Foto: stockphoto-graf – Fotolia.com


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ir zeigen Ihnen, wie Sie kulinarische Klassiker von der Wiesn auch daheim zubereiten können. Die dafür benötigten Mittel sind überschaubar. Sie benötigen einen Holzkohlegrill mit Deckel oder einen Gasgrill mit mindestens zwei Brennern. Natürlich muss auch der Gasgrill einen Deckel besitzen. Doch warum benötigen die Grillgeräte eigentlich einen Deckel?

Indirekt Grillen – so geht‘s Die Antwort lautet: „Weil wir indirekt grillen wollen!“ Doch wie funktioniert das? Besitzt Ihr Grill einen Deckel, so erzeugen Sie eine heiße Garkammer, den sogenannten Garraum. Das Prinzip gleicht dem eines Ofens. Was allerdings erst die halbe Wahrheit ist. Für das indirekte Grillen benötigen Sie eine Zone, in der nur heiße Luft zirkuliert, aber keine direkte Hitze von unten kommt.


Beim Kohlegrill stapeln Sie nur auf einer Seite die glühenden Briketts, die andere Seite bleibt brennstofffrei. Richten Sie den Deckel so aus, dass die Abluftlöcher oberhalb der Seite ohne Brennstoff sitzen; die heiße Luft zirkuliert von den glühenden Briketts in den indirekten Bereich ohne Brennstoff und weicht aus den Abluftlöchern

GRILLWEISHEIT: GRILLEN IST MEHR ALS FLEISCH WARM MACHEN!

Foto: Torsten Hamacher

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hinaus. Damit haben Sie einen Umluftofen erzeugt. Bei einem Gasgrill funktioniert dies ähnlich. Hier muss lediglich ein Brenner brennen, der andere Brenner bleibt aus, sodass Sie auch hier einen Bereich ohne direkte Hitze zur Verfügung haben. Auf diese Weise erweitert sich das Einsatzspektrum Ihres Grills um ein Vielfaches.

Qualität und Nachhaltigkeit Bevor wir nun mit den Rezepten starten, wollen wir noch auf ein

wichtiges Thema, Nachhaltigkeit und das Qualitätsbewusstsein beim Fleischgenuss, eingehen. Uns ist es sehr wichtig zu wissen, woher unser Fleisch kommt, auf welcher Weide das Tier gelebt hat und wann es geschlachtet wurde. Dies werden Sie beim Kauf von Discounterfleisch definitiv nicht erfahren. Nur eins ist dabei sicher: Das Tier hat nicht gut gelebt, kommt aus einer Massenzucht und hat ein sehr kurzes Leben hinter sich. Dafür wurde möglicherweise noch eine Menge Wald abgeholzt und die Umwelt mit Pestiziden belastet. Das sollte aber nicht Sinn der Sache sein. Zudem wirkt sich diese Art der Haltung sehr stark


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auf den Geschmack des Fleisches aus. Fragen Sie bei Ihrem Fleischer vor Ort einfach mal nach, wo die angebotene Ware herkommt. Vom kompetenten Fachmann werden Sie sicher eine Antwort bekommen.

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NatĂźrlich zahlen Sie auch mehr Geld fĂźr Fleisch aus der Region und aus artgerechter Haltung. Die Konsequenz daraus sollte sein, lieber einmal auf Fleisch zu verzichten, statt zweimal billiges Fleisch zu essen.


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Die Klassiker – Haxen und Hendl

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Die wohl beliebtesten Oktoberfestgerichte sind Haxen und Hendl. Zurecht, schmecken sie doch beide einfach fantastisch. Leider sind auch die Preise auf dem Oktoberfest absolut fantastisch. Für die Norddeutschen ist auch die Entfernung ein Problem. Damit in diesem Jahr wirklich niemand auf leckere Haxen und Hendl verzichten muss, zeigen wir Ihnen, wie einfach Sie beide Gerichte auf dem heimischen Grill zubereiten können.

Gegrillte Oktoberfesthaxen Zutaten für zwei Personen: zwei Haxen Haxengewürzmischung (nach Geschmack) Etwa zwei EL Meersalz Zubereitung der Haxen: Heizen Sie Ihren Holzkohleoder Gasgrill auf ca. 180 °C vor. Dabei sollten die 180 °C in der indirekten Zone anliegen. Unterhalb des Rosts können Sie zusätzlich eine Abtropfschale platzieren, in der das Fett aufgefangen wird. So wird der Grill nicht eingesaut, gleichzeitig kön-

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Foto: SizzleBrothers

nen Sie in der Schale mit etwas Suppengrün und Flüssigkeit einen Saucenansatz ziehen. Schneiden Sie von den Haxen überschüssiges Fett weg, die Fettschwarten sollten aber unbedingt an den Haxen bleiben. Diese werden mit einem scharfen (!) Messer im Schachbrettmuster eingeritzt. Wichtig hierbei ist, möglichst nicht in das unter der Schwarte liegende Fleisch zu schneiden. In die entstandenen Zwischenräume wird nun reich-

Foto: Hamacher

lich Meersalz eingerieben. Dieses sollte dann ca. 10 Minuten einwirken. In dieser Zeit zieht das Salz Flüssigkeit aus der Schwarte und weicht sie ein. Dadurch wird die Schwarte geschmeidiger

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Bild: Torsten Hamacher

und später beim Grillvorgang schön kross. In den restlichen Teil der Haxen wird das Haxengewürz einmassiert.

Die beiden Haxen wandern nun für ca. eine Stunde in den indirekten Bereich des auf 180 °C vorgeheizten


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Bild: Torsten Hamcher

Grills. Falls vorhanden, können Sie mithilfe eines Stichthermometers die Temperatur des Fleisches messen. Bei 75 °C ist es gar und verzehrfertig. Nach einer Stunde bei 180 °C sollten die Haxen aber definitiv gar sein und die Fettschwarte richtig schön kross. Aus dem Sud in der Abtropfschale bietet es sich an, eine Sauce zu zaubern. Als

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Beilagen können Sie klassischerweise Kraut und Klöße servieren, wer mag, darf natürlich auch Salzkartoffeln nehmen. Guten Appetit.

Grillvideo mit Tipps für die Zubereitung der Haxen

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OKTOBERFESTLICHES GRILLHENDL

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Zutaten für ein Hendl: ein Hendl Brathähnchengewürz eine Flasche Oktoberfestbier Optionales Zubehör: ein Hähnchenhalter eine Marinierspritze

Zubereitung des Grillhendls: Genau wie bei den Haxen wird auch hier eine indirekte Zone mit ca. 180-200 °C benötigt. Heizen Sie Ihren Grill also vor. Eine Abtropfschale sollten Sie auch bei dem Hendl unterhalb des Rostes platzieren, sodass auch hier das Fett aufgefangen wird. Schneiden Sie zunächst den Fettlappen am Halsansatz des Hähnchens weg. Dieser wird weder kross noch

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Bild: SizzleBrothers

schmackhaft, also weg damit. Nehmen Sie sich, sofern Sie eine Marinierspritze besitzen, eine Schale zur Hand und bef端llen diese mit etwa 100 ml Bier und zwei EL Gew端rzmischung. Mengen Sie es gut durch und sieben Sie die groben Partikel aus der Fl端ssigkeit ab. Das gew端rzte

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Bier kann nun mit der Marinierspritze an den Schenkeln und dem Brustfleisch eingespritzt werden.


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Foto: Torsten Hamacher

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Nehmen Sie nun die Gewürzmischung zur Hand und reiben Sie das Grillhendl von innen und außen kräftig mit dem Gewürz ein. Haften die Gewürze nicht richtig, hilft ein wenig Olivenöl. Besitzen Sie einen Hähnchenhalter, so können Sie mittig Bier ein-

füllen und anschließend das Hähnchen aufsetzen. Nun wird das Hähnchen im indirekten Bereich des Grills oberhalb der Abtropfschale platziert. Hier wird es für die nächsten 60-90 Minuten Platz nehmen, bis die Haut gut gebräunt und schön kross ist. Auch hier kann mithilfe eines Einstichthermometers die Fleischtemperatur überprüft werden. Ab 75 °C ist auch das Hähnchen gar. Abschließend sei noch zu sagen, dass die Marinierspritze wirklich Sinn macht, da das Fleisch durch die Gewürzinjektion deutlich geschmack-


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Bild: Torsten Hmacher

sintensiver ist, während ohne Injektion meist nur die Haut so wirklich lecker gewürzt schmeckt. Guten Appetit. O

Grillvideo mit Tipps für die Zubereitung des Hendls

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Über die Autoren Johannes Böttcher und Julian Peier betreiben seit fast zwei Jahren den Youtube-Grillkanal SizzleBrothers und den gleichnamigen Blog. Auf diesen Plattformen zeigen sie tolle Rezeptideen, testen Grillgeräte und Zubehör, stellen Neuigkeiten vor und präsentieren alle denkbaren Grilltechniken. Besonderen Wert legen sie darauf, dass auch Neulinge und Einsteiger Spaß am Grillen bekommen. www. sizzlebrothers.de

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FASZINATION DES 3D-DRUCKS Text: Red Dot Design Museum Essen

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Wie wird das 3D-Druckverfahren den Menschen, die Gesellschaft und die Umwelt beeinflussen? Das Red Dot Design Museum Essen präsentiert die Ausstellung „Making a Difference / A Difference in Making“.

Bild: Kawamoto (2012)


gezeigt, welchen Unterschied der 3D-Druck machen kann. Die Kollektion vereint zukunftsweisende 3D-gedruckte Werke aus Kunst, Design, Technik und Wissenschaft. Die Ausstellung wird von Marta Malé-Alemany, Architektin und anerkannte Forscherin auf dem Gebiet der digitalen Fertigungstechniken, kuratiert und von Materialise, einem 3D-Druck-Unternehmen mit Sitz in Belgien, realisiert. Seit den Anfängen des 3D-Drucks haben Künstler und Designer diese Technik begrüßt und ihre Potenziale erkundet.

Foto: Red Dot Design Museum

Das Red Dot Design Museum Essen präsentiert vom 27. September bis 30. Oktober 2016 die Ausstellung „Making a Difference / A Difference in Making“. Im Mittelpunkt stehen sowohl die Faszination des 3D-Drucks als auch die Ergründung dieser Technik. Sie soll zu einem besseren Verständnis beitragen, auf welche Weise 3D-Druck Menschen helfen kann, soziale Veränderungen zu ermöglichen und die Umwelt positiv zu beeinflussen. Analog zum Motto der Ausstellung wird auf-

Das Ankündigungsvideo zur Ausstellung in Essen finden Sie hier. wohnwerken.de_September 2016

Bild: Daniel Büning

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Ihre Kreationen überschreiten oft die Grenzen des hypothetisch Machbaren. 3D-Druck-Unternehmen und Experten nehmen diese experimentellen Herausforderungen gerne an, um die eigene Forschung voranzubringen. Diese Synergie ermöglicht und inspiriert die Ausdehnung des 3D-Drucks auf andere Bereiche, was häufig zu technischen Entdeckungen führt, die erfolgreich auf Industrieanwendungen übertragen werden.

Bild: Stéphane Briolant Paris

Video zur Ausstellung in Brüssel

Bild: Michel Zoeter

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Die Ausstellung bietet eine in Deutschland einzigartige Gelegenheit, die pluralistischen Aspekte und Anwendungen dieser Technik kennenzulernen. Die Besucher können unter anderem Werke renommierter Künstler und Designer wie Patrick Jouin, Iris van Herpen, Jan Wertel, Gernot Oberfell und Daniel Widrig sehen. Die Ausstellung wurde 2015 bereits im Centre for Fine Arts in Brüssel gezeigt und fand sowohl bei Gestaltungsexperten als auch dem breiten Publikum großen Anklang. O


IMPRESSUM EMAIL wohnwerken@schluetersche.de TWITTER twitter.com/wohnwerken FACEBOOK facebook.com/wohnwerken PINTEREST pinterest.com/wohnwerken YOUTUBE bit.ly/2cKjKFM CHEFREDAKTION Jutta Junge jutta.junge@schluetersche.de CONTENT MANAGER Torsten Hamacher hamacher@schluetersche.de AUTOREN Raphael Fellmer, Anja Fiedler, Daniel Fuhrhop, Denny Gille, Stefan Heinle, Katja Kröger, SizzleBrothers: Johannes Böttcher und Julian Peier, Thomas Vahle, Eva Walitzek-Schmidtko FOTOS Stephan Benz, Stéphane Briolant, Daniel Büning, Raphael Fellmer, Anja Fiedler, Daniel Fuhrhop, Denny Gille, Christian Grube, Uve Haußig, Stefan Heinle, Torsten Hamacher, Hallenberger Medienagentur, Kawamoto, Katja Kröger, Silke Schmidt, SizzleBrothers: Johannes Böttcher und Julian Peier, Eva Walitzek-Schmidtko, Michel Zoeter wohnwerken.de_September 2016

TITELFOTOS Ingo Bartussek, kozerog2015, masasa, Nesta, torsakarin: alle Fotolia.com GRAFIK Elke Möller HERAUSGEBER UND VERLAG Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Postanschrift: 30130 Hannover Adresse: Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de Amtsgericht Hannover HRA 15042 PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN Schlütersche Verwaltungsgesellschaft mbH in Hannover Amtsgericht Hannover HRB 6034 Geschäftsführung: Stefan Schnieder UmsatzsteuerIdentifikationsnummer DE115697748 | DE115586449 Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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Nicht verpassen: Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember! Bis dahin immer mal wieder reinschauen:

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